Verschüttete BergarbeiterKeine Arbeit, kein Lohn
Schlechte Nachrichten für die in Chile in einer Mine eingeschlossenen Bergleute: Der Geschäftsführer will ihnen den Lohn kürzen – schliesslich arbeiten sie nicht.
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Nach dem überraschenden Lebenszeichen der vor fast drei Wochen verschütteten Bergleute in Chile haben die Angehörigen nun zwei schlechte Nachrichten zu verkraften: Einerseits könnte es Weihnachten werden, bis ihre Verwandten aus dem Schutzraum in etwa 700 Metern Tiefe gerettet werden, andererseits drohen ihnen finanzielle Einbussen.
Der Besitzer der Gold- und Kupfermine San José in Copiapó, Alejandro Bohn, gab vor den Medien an, dass die Bergarbeiter über keine Versicherung verfügten. Er könne daher nicht garantieren, dass ihnen während den vier Monaten, die die Bergungsarbeiten andauern könnten, die Löhne weiterbezahlt werden.
Volk und Politiker sind empört
Bohns Aussagen blieben nicht lange unkommentiert. «Es ist sehr einfach, eine Firma schlecht zu führen, das Arbeitsrecht zu umgehen, daraus eine dramatische Situation zu generieren und nun zu sagen, dass kein Geld vorhanden sei, um den Leuten ihre Gehälter zu zahlen», sagte Senator Alberto Espina gegenüber der chilenischen Presse. Gleicher Meinung ist der Abgeordnete Frank Sauerbaum, der in der soeben gegründeten Untersuchungskommission zum Grubenunglück sitzt. Das Verhalten der Geschäftsleitung sei «ungeheuerlich». Bohn und seine Partner würden sich «systematisch ihrer Verantwortung» entziehen. Bohn war bereits am Wochenende arg in die Kritik geraten, weil er jegliche Schuld am Grubenunglück bestritt.
Dagegen kämpft jetzt der Minenunternehmer Leonardo Farkas. Seine Grube Santa Fe ist mit derjenigen von Bohn benachbart. Farkas ist in Chile für seine Wohltätigkeitsarbeit bekannt. Er rief eine Spendeaktion auf den Plan: Sein Ziel ist es, eine Million Dollar für jeden Bergarbeiter zu sammeln. Dabei geht er mit gutem Beispiel voran: Er spendete selber fünf Millionen Pesos (umgerechnet 10 000 Franken) für jeden der 33 Verschütteten.
«Ich habe heute 165 Millionen Pesos (330 000 Franken) gegeben und ich rufe alle Chilenen zum Spenden auf, damit wir über meine Webseite Farkas2010.com die Konten jedes einzelnen Bergarbeiters füllen», erklärte er der Tageszeitung «La Tercera».
Psychologen und Ärzte kümmern sich um die Verschütteten
Inzwischen trafen Mediziner und Psychologen an der Unglücksstelle ein. Es müsse geklärt werden, in welcher psychischen und physischen Verfassung die Eingeschlossenen seien, sagte Minister Malanich. Dafür sollten Fragebogen in die Tiefe gelassen werden.
Ganz Chile feierte, als die Nachricht vom Lebenszeichen der Arbeiter verkündet wurde. Angehörige und Freunde fielen sich um den Hals. Auf dem Gelände der Mine in Copiapó feierten sie die Neuigkeit am Sonntagabend mit einem Barbecue. Kerzen wurden angezündet und Fahnen aufgestellt. Selbst in der 850 Kilometer entfernten Hauptstadt Santiago versammelten sich mehrere hundert Menschen, um auf der Plaza Italia gemeinsam zu feiern.