FC Basel: Keine Fans im Luzerner Gästesektor?

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Vorstoss der RegierungFCB-Fans aus Stadion ausschliessen? Das sagen Clubs, Experte und Politik

Nach den Ausschreitungen von vergangenem Wochenende überlege sich der Luzerner Regierungsrat, Anhänger des FC Basel künftig auszusperren. Ein umstrittener Vorstoss.

von
Silvan Haenni
Nils Hänggi

Vor dem Spiel zwischen dem FC Luzern und dem FC Basel kam es zu Verwüstungen.

News-Scout

Darum gehts

  • FCB-Fans wüteten am vergangenen Samstag durch die Stadt Luzern und sorgten für einen hohen Sachschaden.

  • Die Regierung prüft nun, ob man die Anhänger aus Basel künftig von den Spielen ausschliessen könnte.

  • 20 Minuten hat nachgefragt, ob eine solche Kollektivmassnahme überhaupt durchführbar wäre – und was die Vereine davon halten.

Das Fussball-Wochenende hallt nach – und zwar auf unschöne Art und Weise. Basler Fans hatten am Samstag im Vorfeld des Auswärtsspiels in Luzern (0:1) in der Gastgeberstadt randaliert und unter anderem einen Zug der demoliert. Es ist der jüngste in einer langen Liste von Eklats, die bei Besuchen des FCB-Anhangs in der Innerschweiz schon fast zur Gewohnheit geworden sind.

Der Luzerner SVP-Sicherheitsdirektor Paul Winiker verurteilte die Ausschreitungen scharf. Für den 66-Jährigen ist möglich, dass Basel in der Innerschweiz fortan auf Unterstützung verzichten müsse: «Als Sofortmassnahme ist denkbar, dass der Fansektor für Basler Fans bei einer kommenden Partie geschlossen wird.»

Wäre ein Ausschluss von FCB-Fans rechtlich möglich?

Laut Markus Schefer, Professor für Staats- und Verwaltungsrecht an der Universität Basel, kann dieser Vorstoss nicht auf dem Hooligan-Konkordat abgestützt werden. «Das Konkordat erfasst individualisiert und bereits gewalttätig gewordene Fans, hier geht es um die Mitgliedschaft alleine», so Schefer gegenüber 20 Minuten. Somit müsse man nach einer neuen Rechtsgrundlage suchen. Dies dürfte in Anbetracht des generellen Charakters des Vorstosses, Fans auch ohne vorausgegangenen Regel- oder Gesetzesverstoss pauschal auszuschliessen, schwierig werden. Eine bundesgerichtliche Prüfung nach der Vereinbarkeit mit den Grundrechten würde der Vorstoss wohl kaum bestehen. Der Experte führt aus: «Kollektivmassnahmen wie diese sind verfassungsrechtlich kaum haltbar.»

Wäre ein Ausschluss von FCB-Fans praktisch machbar?

Für Professor Schefer bestünden ausserdem auch Zweifel in Sachen Durchführbarkeit. Aber das sei primär Sache der Luzerner Polizei und des Stadionbetriebs. Die Luzerner Polizei ihrerseits will zur Forderung von Winiker auf Anfrage von 20 Minuten keine Stellung nehmen. Regierungsrat und Sicherheitsdirektor Paul Winiker verweist wiederum aufs Hooligan-Konkordat. Demnach sei die Schliessung von Fansektoren nichts Neues und im Konkordat explizit vorgesehen. «In ähnlichen Situationen haben die Bewilligungsbehörden in der Vergangenheit auf eine Schliessung verzichtet», so Winiker. Dennoch prüfe man diese Massnahme.

Sorgen in Luzern für Polemik: Anhänger des FC Basel.

Sorgen in Luzern für Polemik: Anhänger des FC Basel.

Martin Meienberger/freshfocus

Was sagt eigentlich Veranstalter FC Luzern?

Laut dem FC Luzern ist die Forderung, FCB-Fans auszuschliessen, nur mit massiven Konsequenzen umsetzbar. «Wie es zu verhindern wäre, dass sich Fans des Gastclubs in anderen Sektoren ein Ticket sichern, wenn der Gastsektor geschlossen bleibt, erschliesst sich dem FC Luzern nicht», hält der Tabellensechste der Super League fest und verweist dabei auf Erfahrungen aus der Vergangenheit. Weiter sieht er die Gefahr, dass bei einer Schliessung des Gastsektors mehrere Hundert Fans individuell anreisen und so die Sicherheit aller anderen Fans nicht erhöht, sondern eher noch verringert würde.

Wie wehrt sich der FC Basel gegen die Forderung?

Der FC Basel äussert sich gegenüber 20 Minuten nicht zum möglichen Ausschluss der Fans, verurteilt aber jegliche Art von Gewalt. Gleichzeitig bedauert man, dass es im Rahmen der Partie zu Sachbeschädigungen gekommen ist. Aus Sicht von Rotblau sei ein kontrollierter Fanmarsch die beste und sicherste Möglichkeit der Anreise: «Der FCB würde es begrüssen, wenn dies auch in Luzern, wie in den meisten anderen Städten, wieder ohne Hürden seitens der Behörden möglich ist.» Weiter teilen die Basler mit, dass die Fans davon ausgegangen seien, dass der Fanmarsch durchgeführt werden könne. Dies aufgrund der Meldung auf Stadtluzern.ch, «die wenige Tage vor dem Spiel aufgeschaltet und dann kurz nach der Veröffentlichung wieder entfernt worden war».

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