Langer Weg vor sichKeine Geschenke für unversteuerte Gelder
Der Steuerchef der OECD, Pascal Sain-Amans, attestiert der Schweiz grosse Fortschritte in Steuerfragen. Endlich handle die Schweiz proaktiv und scheine zu verstehen, was in der Welt passiere.
Die Schweiz kann für eine Lösung für die unversteuerten Gelder der Vergangenheit keine Geschenke erwarten. Dies machte der Steuerchef der OECD, Pascal Saint-Amans in einem Interview der «NZZ am Sonntag» deutlich. Gleichzeitig lobte er die Fortschritte der Schweiz.
Das Einschwenken der Schweiz auf den automatischen Informationsaustausch sei ein erster wichtiger Schritt. «Bemerkenswert ist vor allem, dass nicht die Regierung allein in letzter Minute internationalem Druck nachgegeben hat wie bei früheren Gelegenheiten, sondern dass auch die Finanzindustrie den automatischen Informationsaustausch wünscht», sagte Saint-Amans.
Endlich handle die Schweiz proaktiv und scheine zu verstehen, was in der Welt passiere. «Aber man muss dazu sagen, dass es noch ein langer Weg bis zur Umsetzung ist, Parlament und Volk müssen ja auch noch Ja sagen» sagte er weiter.
Keine Geschenke
Überhaupt kranke die Schweiz international gesehen noch mehr an der Schwerfälligkeit ihres politischen Systems. Sie brauche für Reformen im Inland viel Zeit, müsse immer alle Betroffenen einbeziehen. Das sei im Ausland nicht immer einfach zu vermitteln.
Wenn die Schweiz vor drei Jahren den automatischen Informationsaustausch mit der Bedingungen vorgeschlagen hätte, dass eine Lösung für die unversteuerten Gelder der Vergangenheit gefunden werde, so wäre sie damit laut Saint-Amans sofort erfolgreich gewesen. Heute aber führten alle wichtigen Länder den Austausch ein, oder würden sich zumindest dafür aussprechen.
«Da wird es natürlich schwieriger, als Gegenleistung ein Geschenk in Sachen Regelung der Vergangenheit zu erhalten», sagte Saint-Amans. Alle Partner der Schweiz wüssten das und die Schweiz könne keine Sonderlösungen erwarten.
Wenn die Schweiz bis im Herbst die OECD-Anforderungen an die Amtshilfe nicht übernehme, so werde nichts geschehen. Aber natürlich sei es nicht besonders gut fürs Image der Schweiz, als Land zu gelten, welches internationale Standards zu spät umsetze. «Man darf die OECD nicht als Organisation mit schussbereiten Gewehren sehen. Zumal die Schweiz in letzter Zeit in Steuerfragen phänomenale Fortschritte gemacht hat.» (sda)