Texas absurdKeine Tampons bei Abtreibungsdebatte
Den Frauen, die gestern an der Verabschiedung einer Verschärfung des texanischen Abtreibungsgesetzes dabei sein wollten, wurden Tampons und Monatsbinden abgenommen – Schusswaffen durften passieren.
- von
- bem
Der texanische Senat hat gestern mit 19 zu 11 Stimmen eine Verschärfung des Abtreibungsgesetzes gutgeheissen, die Schlagzeilen machte, weil eine demokratische Senatorin die Verabschiedung vor gut zwei Wochen noch mit einer elfstündigen Rede verhindern konnte.
Der sogenannte Filibuster erreichte sein Ziel, die Abstimmung vor Mitternacht zu verhindern, zwar nicht ganz. Doch nach dem Zwangsabbruch der Rede, die Wendy Davis in Turnschuhen zum Kostüm absolvierte, weil sie während der ganzen Zeit stehen musste und auch nicht zur Toilette durfte, lärmte das vorwiegend weibliche Publikum auf der Tribüne so intensiv und so lange, dass die Abstimmung im Chaos unterging.
«Give Choice a Chance»
Auch gestern, beim zweiten Anlauf, waren wieder Dutzende Frauen ins Capitol gekommen: Abtreibungsgegnerinnen in Blau, Gegnerinnen des Gesetzes in Orange. Vier Frauen versuchten sich am Geländer der Tribüne anzuketten. Als es einer gelang, wurde die Debatte für zehn Minuten unterbrochen, bis sie «befreit» und abgeführt worden war – die Polizisten legten ihr und den drei anderen Frauen umgehend Handschellen an.
Die auf der Tribüne verbliebenen Frauen fingen an, den John-Lennon-Song «Give Peace a Chance» zu singen, allerdings mit den Worten «Give Choice a Chance» («gib der Wahl eine Chance»). Auch die Sängerinnen wurden aus dem Saal gebracht.
Schusswaffen weniger gefährlich als Tampons
Schon vor Beginn der Abschlusslesung des Gesetzes am frühen Freitagabend hatten Meldungen auf Twitter für Aufsehen gesorgt: Sicherheitsbeamte kontrollierten am Eingang zur Tribüne alle Handtaschen und konfiszierten Tampons und Monatsbinden. Sie hätten als Wurfgeschosse dienen können, sagte das Departement für öffentliche Sicherheit.
Nicht konfisziert wurden Schusswaffen. Die darf man in Texas auch verdeckt ins Parlament mitnehmen.
Die Demokraten, die wussten, dass sie chancenlos waren im Kampf gegen das Gesetz, das Schwangerschaftsabbrüche nach der 20. Woche verbietet und Ärzten und Kliniken Auflagen macht, die fast keine der Abtreibungskliniken im Staat erfüllen kann, wollen das Gesetz vor dem Verfassungsgericht anfechten.