Nukleartechnik: Kernschmelze, GAU und Super-GAU

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NukleartechnikKernschmelze, GAU und Super-GAU

Was ist die Kernschmelze? Was ist der GAU, was der Super-GAU? Hier werden Sie aufgeklärt.

Die Kernschmelze in einem Reaktor gehört zu den schlimmsten Szenarien in der Atomindustrie. Dieser Fall kann eintreten, wenn bei einem AKW die Kühlung versagt. Dabei kann hochradioaktives Material unkontrolliert aus dem Reaktor in die Umgebung gelangen und Mensch und Umwelt verstrahlen.

Fallen Reaktorkühlung- und sämtliche Notkühlsysteme aus, kann eine Kernschmelze eintreten. Der Reaktorkern überhitzt, die Brennstäbe werden beschädigt. Der Kern wird so heiss, dass er schmilzt und die hochradioaktive Schmelzmasse frisst sich durch die Stahlwände des Reaktors.

Die Masse gelangt dadurch in den Sicherheitsbehälter. Das ist der Teil des Reaktorgebäudes, der die Aufgabe hat, das radioaktive Inventar auch bei Störfällen sicher einzuschliessen.

Ist der Sicherheitsbehälter nicht gegen eine Kernschmelze ausgelegt, versagt er ebenfalls. Damit wird dann ein Weg für eine Freisetzung radioaktiver Stoffe aus dem geschmolzenen Kern in die Umgebung geschaffen.

Wie ein Dampfkochtopf

Greenpeace-Experte Christoph von Lieven beschreibt es so: «Ein Kernkraftwerk funktioniert im Prinzip wie ein Dampfkochtopf.» Das Erdbeben habe bewirkt, dass das Kühlsystem nicht mehr funktioniere. Beim Ausfall der Kühlung steige die Temperatur und damit der Druck.

«Wenn die Kettenreaktion unkontrolliert wird, dann steigt der Druck immer weiter an», sagte Lieven am Samstag der Nachrichtenagentur dpa. «Die Kettenreaktion kann man zwar verlangsamen, aber man kann sie nicht auf Knopfdruck einfach ausschalten.»

GAU und Super-GAU

Atomkraftwerke müssen mit ihrer Sicherheitstechnik für einen solchen grössten anzunehmenden Unfall (GAU) ausgerüstet sein. Ihre Sicherheitssysteme sollten eigentlich so ausgelegt sein, dass auch die schwerste Störung noch beherrschbar ist - das ist Bedingung für die Genehmigung. Die Umwelt wird dabei nicht über die Grenzwerte hinaus mit Strahlen belastet.

Ein Super-GAU dagegen ist ein aus der Kontrolle geratener Nuklear-Unfall. Wenn der Störfall nicht mehr beherrschbar ist, kommt es zu einer Kernschmelze. Ein Super-GAU ereignete sich im sowjetischen Atomkraftwerk Tschernobyl, wo es im April 1986 zu einer Kernschmelze kam. Der radioaktive Niederschlag ging damals auch in der Schweiz nieder.

Fukushima wie Tschernobyl

Atomare Unfälle werden weltweit auf der siebenstufigen sogenannten INES-Skala der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) bewertet. Die höchste Stufe 7 («Katastrophaler Unfall») war bislang nur nach der Katastrophe von Tschernobyl ausgerufen worden. Mitte April 2011 haben die japanischen Behörden den Unfall in Fukushima von INES-Stufe 5 auf Stufe 7 hinaufgesetzt.

Der erste GAU der Geschichte ereignete sich 1969 in einem Versuchsreaktor in Lucens VD. Dabei war es zu einer teilweisen Kernschmelze gekommen. Da der Versuchsreaktor in einer Felskaverne lag, kamen keine Menschen zu Schaden. Auf der INES-Skala wird der Unfall mit 4 bis 5 (Unfall/ernster Unfall) eingestuft. (sda)

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