StellensucheKI-Programm schreibt Bewerbung – Personalexpertin staunt
Wird uns künstliche Intelligenz künftig die ganze Arbeit beim Bewerbungsprozess abnehmen? Wir haben das KI-Schreibprogramm ChatGPT 3.0 einen Bewerbungsbrief schreiben lassen.
- von
- Tarek El Sayed

Nimmt uns die künstliche Intelligenz bald die Arbeit beim Bewerbungsprozess ab?
«Verfasse ein Bewerbungsschreiben für die folgende Stelle unter Berücksichtigung der Angaben zu meiner Person.» Mit dieser Aufforderung, ein paar Stichworte zur Person und dem kopierten Stellenbeschrieb haben wir das KI-Schreibprogramm Chat GPT 3.0 aufgefordert, einen Bewerbungsbrief zu schreiben. Nach weniger als 30 Sekunden liegt ein fertig formulierter Text vor. Schreibfehler macht das Programm keine, die Formulierungen klingen sprachgewandt. Auch auf Personalexpertin Ursula Bergundthal macht das Schreiben einen sehr guten Eindruck: «Ich finde den Brief grundsätzlich sehr gut. Das Programm nimmt ziemlich alle Angaben zur Person auf.»
Wir verschicken die Bewerbung und erkundigen uns, ob es für eine Einladung zum Vorstellungsgespräch reichen würde. Leider nicht ganz: «Die Bewerbung ist sehr wohl auf den Punkt getextet. Aber auch etwas seelenlos, sodass es für eine Einladung zur ersten Runde leider wohl nicht ganz reicht», so der Empfänger.
Sprachlich top, aber etwas «seelenlos»
So gut das Schreiben auf den ersten Blick wirkt, für ein überzeugendes Resultat fehlen einige Komponenten. Zwar hat die KI alle Angaben zur Person eingebaut, auf die Anforderungen im Stellenbeschrieb wird aber nicht genügend eingegangen. Und die Bewerbung ist zu wenig persönlich. «Was fehlt, aber oft auch in selbst geschriebenen Briefen nicht zu finden ist, ist die Motivation, warum man sich gerade für diese Stelle bewirbt», so die Personalexpertin Bergundthal. Auch ein Schlusssatz wie «Ich hoffe, von Ihnen zu hören und würde mich über ein persönliches Gespräch sehr freuen» ist nicht vorhanden.
Lebenslauf wichtiger als Motivationsschreiben
Laut der Personalexpertin verzichten Unternehmen immer mehr auf solche Bewerbungsbriefe. Viel wichtiger sei der Lebenslauf: «Hier wären wohl viele froh, wenn KI helfen könnte, diesen perfekt zu gestalten und zu formulieren.» Aber so weit sei die künstliche Intelligenz noch nicht.
Die KI kann also durchaus eine unterstützende Rolle übernehmen beim Bewerbungsprozess. Alle Anforderungen erfüllt sie aber noch nicht. Für ein perfektes Bewerbungsschreiben kann die KI also einen Grossteil der Arbeit abnehmen, es wird aber immer noch einen Menschen brauchen, um der Bewerbung Persönlichkeit zu verleihen.
Auch bei Unternehmen kommt die KI zum Einsatz. Schon länger wird sie bei der Selektion von potenziellen Arbeitskräften genutzt. Laut Bergundthal werden grosse Mengen an Bewerbungen per KI auf Schlüsselwörter überprüft und können automatisierte Absagen generieren, wenn Schlüsselwörter fehlen: «Das ist vielen Arbeitnehmenden schon bewusst, deshalb werden Sätze aus dem Stellenbeschrieb fast identisch übernommen.»