US-GolfküsteKillerbakterien verbreiten Angst und Schrecken
Am Golf von Mexiko versetzen fleischfressende Bakterien Einheimische wie Touristen in eine Panik, wie man sie sonst nur von Haiattacken kennt.
- von
- jcg
Im Süden der USA geht die Angst vor dem Bakterium Vibrio vulnificus um. Zwar sind die Fälle selten, doch wenn es zu einer Infektion kommt, sind die Folgen meist eine Amputation oder der Tod. Vergangene Woche erst verlor ein Mann ein Bein, nachdem er im Bundestaat Mississippi in seichtem Wasser gefischt hatte.
Der 69-jährige Richard Empson erwachte in der folgenden Nacht, weil er sich unwohl fühlte. Er nahm zwei Kopfwehtabletten und legte sich wieder schlafen. Am nächsten Tag ging dann alles ganz schnell. Zuerst wollte er mit seiner Frau heim nach Louisiana fahren, doch dazu kam es nicht. Nur rund 24 Stunden nach dem ersten Unwohlsein wurde Empson ein Bein abgenommen.
Eingefangen hatte er sich den Erreger wohl über eine winzige Wunde. Denn schon ein Ameisenbiss reicht, damit das Bakterium vom Wasser in den Körper gelangen kann. Die zweite, häufigere Art einer Übertragung ist der Verzehr von rohen infizierten Meeresfrüchten wie zum Beispiel Austern.
Keine nationale Statistik
Wie viele Fälle es in diesem Jahr schon gegeben hat, ist unklar. Die US-Gesundheitsbehörde CDC (Center for Disease Control) verlangt von den einzelnen Bundesstaaten keine Meldung über Infektionen mit Vibrio vulnificus. Und freiwillig machen die meisten Staaten keine Meldung. Schliesslich ist es schlecht für das Geschäft.
Die letzten beim CDC dokumentierten Fälle stammen von 2014. Damals war der Erreger in Florida aktiv. 97 Menschen wurden wegen Vibrio vulnificus hospitalisiert, 21 davon starben. Bei Menschen mit Leberproblemen oder Krebs liegt die Todesrate bei 50 Prozent.
Ölpest schuld?
Unklar ist, wie es zur gefühlten Vermehrung des Bakteriums kam. Die Anwohner haben dazu ihre eigenen Theorien. Kim Favre, Chef vom Tiefbauamt von Bay St. Louis, Mississippi, vermutet einen Zusammenhang mit der Deep-Water-Horizon-Katastrophe. «Sie sagen, dieses Vibrio sei schon immer im Wasser gewesen», sagte er dem «Guardian». «Aber ich bin am Wasser gross geworden und mag mich nicht daran erinnern, dass es jemals ein Problem war bis nach der BP-Ölpest.»
Jocko Angle aus Biloxi sieht es ähnlich. Er kämpfte vor vier Jahren mit einer Vibrio-Infektion und sein Bein ist bis heute auf die doppelte Grösse angeschwollen. «Ich glaube, das Öl im Wasser zusammen mit den Chemikalien, die sie verwendeten, schuf die ideale Umgebung für die Verbreitung von Vibrio», sagt der Betreiber der Facebook-Seite Vibrio Along the Gulf Coast, die sich für mehr Engagement durch die Behörden einsetzt.
Laut dem «Guardian» wird in Mississippi von Behördenseite nicht auf die Gefahr hingewiesen. So gibt es am Strand keinerlei Schilder, die vor Vibrio vulnificus warnen.