NordkoreaKim Jong Ils Geheimbesuch in China
Überraschend ist Nordkoreas Militärmachthaber Kim Jong Il zu einem Besuch in China eingetroffen. Seine zweite Visite in nur drei Monaten fand unter strenger Geheimhaltung statt.

Der «Geliebte Führer» ist erneut nach China gereist.
Zum Auftakt besuchte Kim Jong Il am Donnerstag in Nordostchina eine Mittelschule in der Stadt Jilin, die sein Vater Kim Il Sung Ende der 20er Jahre besucht hatte, wie südkoreanische Medien berichteten. Nachbarn bestätigten der Nachrichtenagentur dpa telefonisch, dass die Schule seit dem Morgen für den hohen Besuch abgesperrt war.
Es gab Spekulationen, dass der gesundheitlich angeschlagene Militärmachthaber vielleicht von seinem Sohn Kim Jong Un begleitet wird, der als sein potenzieller Nachfolger gilt. Beobachter meinten, die Reise könne mit der Nachfolgeregelung zu tun haben. Sie verwiesen darauf, dass Anfang September ein wichtiges Parteitreffen für die Nachfolge in Pjöngjang geplant sei.
Der Zeitpunkt der Reise überraschte aber auch, weil Beobachter erwartet hatten, dass Kim Jong Il in Pjöngjang mit dem früheren US-Präsidenten Jimmy Carter zusammentreffen würde. Carter war in das kommunistische Land gereist, um sich für die Freilassung eines dort wegen illegalen Grenzübertritts inhaftierten Landsmannes einzusetzen. Über eventuelle Fortschritte in Carters Bemühen wurde nichts bekannt. Seine Abreise sollte eigentlich am Donnerstag erfolgen.
China bemüht sich um Verhandlungen
Der Sonderzug von Kim Jong Il, der Flugzeuge meidet, hatte in der Nacht zum Donnerstag die nordkoreanische Stadt Manpo in Richtung Jilin in China verlassen, berichtete ein Beamter des Präsidialamts im südkoreanischen Seoul.
Kim Jong Il reist üblicherweise über die Grenzstadt Dandong nach China. Möglicherweise war der Reiseweg wegen Überschwemmungen in der Region geändert worden. Ob Kim Jong Il zu politischen Gesprächen mit Staats- und Parteichef Hu Jintao nach Peking weiterreist, war unklar. Das Aussenministerium in Peking wollte die Berichte nicht bestätigen.
Vergangene Woche hatte Chinas Sonderbotschafter Wu Dawei in Pjöngjang über eine Wiederaufnahme der Verhandlungen über ein Ende des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms gesprochen. Der Unterhändler unterrichtete am Donnerstag in Seoul die südkoreanische Regierung über seine Bemühungen. Nordkorea hatte die Sechser-Gespräche im April 2009 einseitig abgebrochen. Teilnehmer sind neben Nordkorea und Gastgeber China auch die USA, Südkorea, Japan und Russland.
Bisher keine konkrete Zusage
Nordkorea hat zwar wiederholt seine Bereitschaft zur Rückkehr an den Verhandlungstisch bekräftigt, aber bisher keine konkrete Zusage gemacht. Erschwert wurden die diplomatischen Bemühungen auch durch die Versenkung eines südkoreanischen Kriegsschiffes im März. 46 Seeleute kamen ums Leben.
Südkorea und die USA weisen Nordkorea die Schuld für den Untergang der Korvette «Cheonan» zu. Sie fordern von dem kommunistischen Land, die Verantwortung für den Vorfall zu übernehmen, bevor sie eine neue Runde der Sechser-Gespräche erörtern wollen. Nordkorea bestreitet, das Schiff versenkt zu haben. (sda)