Kirche engagiert Künstler – um Pfarrer zu beurteilen

Aktualisiert

Kirche engagiert Künstler – um Pfarrer zu beurteilen

Gottesdienste auf dem Prüfstand: Die Landeskirche lässt die Auftritte ihrer Pfarrer von Künstlern beurteilen – und läutet damit eine kleine Reformation ein.

von
Alexandra Roder

Initiiert hat das Projekt Kirchenratspräsident Ruedi Reich persönlich. Die Idee: Kirche und Kultur sollen näher zusammenrücken und voneinander profitieren. Also beauftragte man den Dramaturgen Plinio Bachmann und den Komponisten Nik Bärtsch, vier reformierte Gottesdienste zu besuchen und zu beurteilen. Ihr Fazit: Den Pfarrern mangle es oft an Selbstbewusstsein, an Geschick und an Bewusstsein um die Wirkung von Worten, zitierte gestern die NZZ. Handeln tut Not: «Das Projekt soll nun auf alle Kirchgemeinden ausgedehnt werden», bestätigt Kirchenrat Andrea Marco Bianca als Verantwortlicher des Bereichs Gottesdienst. Die Gemeinden würden dazu ermuntert, die Auftritte der Pfarrer durch lokale Kunstschaffende analysieren zu lassen. Ein Gottesdienst sei ein Gesamtkunstwerk. Herrsche Wartesaal-Atmosphäre in der Kirche, komme auch die überzeugendste Predigt nicht an. «Der Raum, das Licht, die Musik und die Dramaturgie des Gottesdienstes müssen stimmen», sagt Bianca.

Eine kleine Reformation steht der Kirche nach Bachmanns Kritik bezüglich «anderen» Gottesdiensten bevor. Die Pfarrer sollten sich davor hüten, von buddhistischer Meditation über Tanz und Guetzlibacken alles in der Kirche möglich zu machen. Die Kirche nimmt diese Kritik laut Bianca ernst: «Wir wollen uns künftig nicht in der Offenheit verlieren, sondern neue Orientierung in Bezug auf bleibende Werte bieten.»

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