LuzernKirche lockt verlorene Schafe zum Wiedereintritt
Die Katholische Kirche Luzern ebnet Personen, die ausgetreten sind, den Weg zurück: Der Wiedereintritt funktioniert einfach und unkompliziert per Mausklick im Internet.
- von
- Martin Messmer

Auf dieser Website wirbt die Katholische Kirche Luzern um Personen, die wieder beitreten möchten.
Kirchensteuern, sexuelle Übergriffe von Priestern oder konservative Haltung etwa beim Thema Homosexualität: Es gibt viele Gründe, warum sich Christen von der Katholischen Kirche abwenden und offiziell austreten. Im Kanton Luzern passierte das im Jahr 2013 immerhin 1500 Mal. Doch jetzt gibt die Katholische Kirche Luzern Gegensteuer: Sie möchte verlorene Schafe zum Wiedereintritt motivieren.
Per Mausklick in die Kirche eintreten
Das Angebot soll möglichst einfach sein: Deshalb wurde die neue Website www.kircheneintritt-lu.ch aufgeschaltet, wie das «Luzerner Kirchenschiff» berichtete. «Die Website soll es Menschen erleichtern, wieder in die Kirche einzutreten. Ein Online-Portal dafür ist ein niederschwelliges und zeitgemässes Angebot. Digitale Schalter sind mittlerweile selbstverständlich», erklärt Dominik Thali, Sprecher der römisch-katholischen Landeskirche des Kantons Luzern. Synodalrätin Renata Asal-Steger, die das Projekt in Luzern initiiert hat, verweist darauf, dass andere Landeskirchen diese Möglichkeit bereits anbieten. «Auch die Luzerner Landeskirche begrüsst diese niederschwellige Möglichkeit des Wieder- oder Neueintritts in die Kirche», sagt sie.
«Informationsmanko seitens der Kirche»
«Der Wunsch, nichts mehr mit der Kirche zu tun haben zu wollen, muss nicht dauerhaft sein», schreibt Autor Felix Hunger, der sich in einer Masterarbeit mit dem Thema Wiedereintritt befasst hat und in November zum Priester gewählt wurde. Um Personen die Rückkehr in den Schoss der Kirche schmackhaft zu machen, empfiehlt er zunächst, dass Menschen, welche die Kirche verlassen, «würdig verabschiedet» werden: «Dabei soll betont werden, dass die Türe offen bleibt.»
Weiter empfiehlt Hunger, den Kirchenwiedereintritt als Option aufzuzeigen: «In der Schweiz sind Initiativen, die Ausgetretenen den Weg zurück aufzeigen, rar. Es besteht ein Informationsmanko seitens der Kirche.» Es mache Sinn, aktiv darum zu werben. Zum Beispiel könne erklärt werden, dass ein Grossteil der Kirchensteuer nicht in den Vatikan geht, sondern vor Ort bleibe. Die Kirche solle eine Statistik führen und darin die Wiedereintritte erfassen, «um dem Phänomen Anerkennung zu verleihen».
Gründe, die Ausgetretene zum Wiedereinstieg bewegen könnten, gibt es laut Hunger viele: Der Wunsch nach sozialer Zugehörigkeit, Traditionen, die Möglichkeit, Dienstleistungen der Kirche in Anspruch zu nehmen oder ganz einfach Sinnfragen.
Ausgetretene wollen oft nicht reden
Viele Anregungen von Hunger beherzige die Kirche bereits, wie Bischofsvikar Ruedi Heim sagt: «In allen mir bekannten Pfarreien erhalten Austretende einen Brief – oft handgeschrieben – in dem ein Gespräch angeboten wird. Ebenso wird auf die dauernde Möglichkeit zum Wiedereintritt hingewiesen.» Allerdings werde ein solches Gespräch von Austretenden kaum je gewünscht.
Der Wiedereintritt würde aber bei Personen zum Thema, wenn etwa Hochzeiten oder Taufen anstehen würden oder der Partner dies wünsche. Dies sei auch bei eigentlichen Sinnfragen bei persönlichen Schicksalsschlägen wie Unfall, Tod oder schwerer Erkrankung der Fall.
Im Jahr 2013 sind 80 Personen in die römisch-katholische Landeskirche des Kantons Luzern eingetreten. Am Ende des Jahres 2015 wird man sehen, ob diese Anzahl dank der neuen Website gesteigert werden konnte.