Mozart-EffektKlassische Musik macht Kinder doch nicht klüger
Lange ging man davon aus, dass Musik die kognitiven Fähigkeiten von Kindern nachhaltig verbessert. Doch das erweist sich nun als zu schön, um wahr zu sein.
- von
- lmm
Mehr als 80 Prozent der amerikanischen Eltern glauben, dass Musik die Intelligenz des Kindes steigert, wie die Neurologin Frances Rauscher 1993 in einer einflussreichen Studie aufzeigte. Seither hören manche Frauen während der Schwangerschaft extra viel Mozart und können gute Gründe anführen, um ihre Kinder ein Instrument erlernen zu lassen.
Forscher der Harvard Graduate School of Education um Samuel Mehr haben nun nach weiteren Belegen für diesen Effekt gesucht. Doch es kam das Gegenteil heraus: Sie fanden keinen Zusammenhang zwischen klassischer Musik und Lernerfolg, wie sie in ihrem Artikel im Fachjournal «Plos One» berichten.
Keine Unterschiede
In ihren Versuchen konnten sie keinen Unterschied zwischen Kindern mit Musikunterricht und Kindern ohne solchen feststellen. Das kam allerdings nicht ganz überraschend: Bei ihren Vorab-Recherchen stiessen die Forscher auf zahlreiche – teils unpublizierte – Studien, die keinen signifikanten Einfluss von Musikunterricht belegen konnten und damit die These der Studie von 1993 nicht stützten.
Das heisst aber nicht, dass es nutzlos wäre, ein Instrument zu lernen: Es kann auf jeden Fall Kreativität und Disziplin fördern und das Selbstvertrauen steigern. Musik gehöre einfach zum Menschen, meint Studienleiter Mehr: «Jede menschliche Kultur hat Musik, und es wäre verrückt, das unseren Kindern nicht weiterzugeben.»