Ausgestossenes Lachgas: Klimaschaden wird für Lonza zur Goldgrube

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Ausgestossenes LachgasKlimaschaden wird für Lonza zur Goldgrube

Der Chemiekonzern Lonza baut in der Fabrik in Visp einen Katalysator für 12 Millionen Franken ein. Der Bund belohnt dies mit Zertifikaten, die einen rund dreifachen Wert der Investition haben.

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Die Lonza-Fabrik in Visp stösst pro Jahr Tausende Tonnen Lachgas aus. 

Die Lonza-Fabrik in Visp stösst pro Jahr Tausende Tonnen Lachgas aus.

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Mit einem Katalysator für 12 Millionen Franken soll der Ausstoss massiv reduziert werden. 

Mit einem Katalysator für 12 Millionen Franken soll der Ausstoss massiv reduziert werden.

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Der Bund belohnt Lonza in den nächsten zwei Jahren mit 700’000 bis 900’000 kostenlosen Emissionszertifikaten. Diese wiederum haben an der Börse einen Marktwert von umgerechnet 35 Millionen Franken.

Der Bund belohnt Lonza in den nächsten zwei Jahren mit 700’000 bis 900’000 kostenlosen Emissionszertifikaten. Diese wiederum haben an der Börse einen Marktwert von umgerechnet 35 Millionen Franken.

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Darum gehts

  • 50 Jahre lang ist aus der Lonza-Fabrik in Visp unbemerkt Lachgas entwichen.

  • Ende Jahr baut Lonza für 12 Millionen Franken einen Katalysator ein.

  • Die Investition wird vom Bund belohnt.

  • Umweltpolitiker und -verbände sind empört.

1800 Tonnen Lachgas treten jährlich aus dem Kamin von Lonza aus. Das sind rund ein Prozent des gesamten schweizerischen Treibhausausstosses. Rund 50 Jahre hat dies der Konzern nicht gemerkt. Nun wird aber gehandelt. Ende 2021 wird in der Fabrik in Visp ein Katalysator eingebaut. Der Treibhausgasausstoss soll dann auf rund 5 Tonnen Lachgas pro Jahr reduziert werden. Kostenpunkt: 12 Millionen Franken.

Doch laut «Tages-Anzeiger» (Artikel ist kostenpflichtig) ist die Sanierung für den Chemiekonzern äusserst lukrativ. Demnach belohnt der Bund Lonza in den nächsten zwei Jahren mit 700’000 bis 900’000 kostenlosen Emissionszertifikaten. Diese wiederum haben an der Börse einen Marktwert von umgerechnet 35 Millionen Franken (siehe Box unten).

«Völlig inakzeptabel»

Umweltpolitiker und -verbände sind empört. «Völlig inakzeptabel», findet dies der Klimaschutzexperte des WWF, Patrick Hofstetter. Er findet, die automatische Zuteilung von kostenlosen Zertifikaten müsste überarbeitet werden. GLP-Nationalrat Martin Bäumle will den Belohnungsmechanismus nicht in Frage stellen. Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) soll aber nochmals genau hinschauen. «Dass Lonza mit seinem Lachgas jetzt sogar noch einen Gewinn erzielt, das wird niemand verstehen.»

Das Bafu will den Fall noch nicht kommentieren. «Zu einem möglichen finanziellen Gewinn lässt sich noch keine belastbare Aussage machen», sagt eine Sprecherin zum «Tages-Anzeiger».

So kommen die 35 Millionen Franken zustande

Die Preise für CO₂-Zertifikate sind innerhalb eines Jahres um 50 Prozent gestiegen. Ein Zertifikat zur Emission von einer Tonne CO₂ kostet gemäss «Tages-Anzeiger» 36 Euro.

Unternehmen, welche dem Emissionshandelssystem unterstehen, werden mit kostenlosen Emissionszertifikaten belohnt, wenn sie Investitionen tätigen, die zur Reduzierung des Treibhausgasausstosses beitragen. Ein Teil der Zertifikate kann verkauft werden, um die Investitionen zu refinanzieren.

Lonza kann mit dem Katalysator eine grosse Menge Treibhausgase einsparen. Für Investitionen dieser Art sollten gemäss Emissionshandelssystem weniger Zertifikate zugeteilt werden. Doch: Für die Niacin-Anlage in Visp «fehlt eine Referenzgrösse, um den Lonza-Katalysator in eine tiefere Kategorie einzureihen», heisst es im Bericht.

(woz)

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