Mehr Strassen, mehr AutosKlimastreik geht gegen Autobahnprojekt auf die Strasse
Der Bund plant einen Autobahntunnel mitten durch Luzern – «Bypass» heisst das Projekt und kostet 1,8 Milliarden Franken. Dagegen formiert sich allerdings massiver Widerstand. Klimastreik Zentralschweiz ruft nun zur Demo auf.
- von
- Yann Bartal
Darum gehts
Bypass soll Abhilfe schaffen
Wer regelmässig mit dem Auto in und um Luzern unterwegs ist, kennt es: Stau ab der Verzweigung Rotsee. Dort nämlich treffen die Verkehrsströme der nationalen Nord-Süd-Achse A2 sowie der A14 von Zürich–Zug zusammen. Der Verkehr überlagert sich auf der Stadtdurchfahrt mit dem regionalen und lokalen Ziel- und Quellverkehr und es kommt regelmässig zur Verkehrsüberlastung.
Der Verkehrsüberlastung soll nun mit einem Bypass Abhilfe geleistet werden. Bypass verspricht, den Nord-Süd-Transit-Verkehr verträglich unterirdisch abzuwickeln und so Platz auf den bestehenden Autobahnen zu schaffen und die Verkehrssituation auf der A2/A14 im Raum Luzern markant zu verbessern.
Baubeginn ist frühestens 2025 und laut Plänen wird das Projekt zwölf Jahre Bauzeit und 1,75 Milliarden Franken benötigen.
Aktueller Stand Bypass
Widerstand regt sich
«Wenn wir jetzt die Autobahn verdoppeln, werden wir in 20 Jahren wieder am selben Punkt sein. Mit Autobahnprojekten macht man das Autofahren wieder attraktiver. Es ist erwiesen, dass Leute vermehrt aufs Auto setzen, wenn das Strassennetz ausgebaut wird», meint Michael Töngi des Komitees Bypass Nein.
Zusätzlich gehe das Projekt von einer falschen Prognose aus, so Töngi. Es wird behauptet, dass der Individualverkehr extrem steigen wird. Die «Verkehrsperspektiven 2050 des Bundes» deuten darauf hin, dass der Autoverkehr bis 2050 nur noch um drei Prozent steigen werde.
Das Bypass-Projekt geht von einer falschen Prognose bezüglich des Verkehrswachstums aus.
Velodemo am Sonntag
Mit dem Motto «Klimagerechtigkeit statt Autobahn!», rufen Klimastreik Zentralschweiz und das Komitee Bypass Nein zum Protest auf. Die Velodemo am Sonntag, 19. Juni, startet auf dem Theaterplatz und führt durch Luzern und Kriens.
«Der Kanton Luzern verpasst Jahr für Jahr seine Klimaziele. Wenn wir das Pariser Abkommen nicht einhalten, wird es tödliche Hitzewellen nicht nur in Indien und Pakistan, sondern auch bei uns geben», warnt Milena Hess von Klimastreik Zentralschweiz. Sie sieht nicht ein, wieso nun so viel Geld in ein Projekt gesteckt wird, das über Jahre einen Teil des Autobahnverkehrs durch die Luzerner Innenstadt leitet und so den Verkehr verschlimmert, anstatt eine Verkehrswende zu einer ökologischen und sozialgerechten Mobilität anzustreben.
Mit dem Geld, das in Bypass gesteckt wird, könnte ganz Luzern jahrelang gratis ÖV fahren.
Mit der Velodemo erhoffen sich die Demonstrierenden, dass die Bevölkerung überhaupt erst von dem grossen Strassenprojekt erfährt.
Grundsatzfrage: Mehr oder weniger Auto
Für die Befürworter ist klar: Der Verkehr von und nach Luzern hat in den letzten zehn Jahren um fast 20 Prozent zugenommen und stösst jetzt schon an seine Grenzen. Egal, wie viel Wachstum erwartet wird, man wird die Kapazitäten überschreiten, wenn nichts unternommen wird.
Für die Gegner ist das Gegenteil wahr: Mehr Autostrassen führen zu mehr Autoverkehr. Dabei sollte das Ziel sein, vom Autoverkehr wegzukommen und für eine klimagerechte Zukunft auf den ÖV und aufs Velo umzusteigen.
Bist du für Bypass Luzern?