Amok-Rentner von Biel: Kneubühl will hungern «bis zum Tod»

Aktualisiert

Amok-Rentner von BielKneubühl will hungern «bis zum Tod»

Peter Hans Kneubühl wurde vor knapp drei Wochen in die Justizvollzugsanstalt Thorberg verlegt. Seither sei er im Hungerstreik, schreibt er in einem Brief.

von
Camille Kündig
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Seit einigen Wochen ist der Peter Hans Kneubühl in der Justizvollzugsanstalt Thorberg. In einem Schreiben gibt er an, mit dem Hungerstreik bewirken zu wollen, dass er zurück in Untersuchungshaft verlegt wird und sein Fall neu aufgerollt wird.

Seit einigen Wochen ist der Peter Hans Kneubühl in der Justizvollzugsanstalt Thorberg. In einem Schreiben gibt er an, mit dem Hungerstreik bewirken zu wollen, dass er zurück in Untersuchungshaft verlegt wird und sein Fall neu aufgerollt wird.

Keystone/Sandro Campardo
Dieses Schreiben hat der Bieler Rentner Peter Hans Kneubühl verfasst. Darin gibt er auch an, dass er aus Protest seit nun 20 Tagen das Essen verweigere. Adressiert ist die Nachricht an einen regelmässigen Besucher Kneubühls.

Dieses Schreiben hat der Bieler Rentner Peter Hans Kneubühl verfasst. Darin gibt er auch an, dass er aus Protest seit nun 20 Tagen das Essen verweigere. Adressiert ist die Nachricht an einen regelmässigen Besucher Kneubühls.

Vor Gericht, das auch die Zurechnungsfähigkeit des Rentners abklären musste, verteidigte sich Kneubühl im Januar 2013 selber, obwohl er einen amtlichen Verteidiger hatte.

Vor Gericht, das auch die Zurechnungsfähigkeit des Rentners abklären musste, verteidigte sich Kneubühl im Januar 2013 selber, obwohl er einen amtlichen Verteidiger hatte.

Keystone/Karin Widmer

Es sei ein «Hungerstreik bis zum Tod», steht in einem auf den 4. Februar datierten Schreiben von Peter Hans Kneubühl, das 20 Minuten vorliegt. Er werde erst mit dem am 19. Januar begonnenen Hungerstreik aufhören, schreibt der schiesswütige Bieler Rentner, wenn er von der Justizvollzugsanstalt Thorberg wieder zurück nach Thun ins Gefängnis gebracht werde. Anschliessend würde er verlangen, dass «eine parlamentarische Untersuchungskommission diesen Skandal untersucht».

Ausgehändigt hat Kneubühl das Schreiben einem regelmässigen Besucher. «Kneubühl hält das, was ihm passiert ist, für ungerecht», erklärt sein Bekannter. Bei seiner Visite am Montag habe Kneubühl ihm versichert: «Ich werde kämpfen wie ein Löwe.»

Doch Kneubühl habe sehr mitgenommen ausgesehen, er sei nur noch «Haut und Knochen». Er sei körperlich so schwach, dass er nicht mehr gut sprechen könne. «Er hat wohl nicht mehr lange zu leben», so der Besucher. Kneubühl zum Essen zu überreden, das wolle aber er nicht versuchen. «Er würde sofort misstrauisch werden und vermuten, dass ich mit den Behörden gemeinsame Sache mache.»

Von Thun nach Thorberg verlegt

Kneubühl ist vor rund drei Wochen aus dem Gefängnis in Thun in die Justizvollzugsanstalt Thorberg oberhalb von Krauchthal BE verlegt worden. Dies bestätigte die Stabschefin des Amts für Justizvollzug, Nicole Wey, gegenüber 20 Minuten.

Die Verlegung habe stattgefunden, da Kneubühl rechtsmässig verurteilt wurde und es sich bei der Justizvollzugsanstalt Thorberg um eine geeignetere Vollzugseinrichtung handle als beim Regionalgefängnis in Thun. Ob sich Kneubühl im Hungerstreik befinde, kommuniziert das Berner Amt für Justizvollzug «aus Datenschutzgründen» nicht.

Der Fall Kneubühl

Peter Hans Kneubühl hielt im September 2010 die ganze Schweiz in Atem: Damals sollte seine Liegenschaft in Biel öffentlich versteigert werden. Am Tag der Besichtigung verschanzte er sich in seinem Haus. Jeglicher Versuch der Kontaktaufnahme durch Behörden und Polizei scheiterten. An den folgenden Tagen gab Kneubühl aus seinem Haus mehrere Schüsse ab und verletzte einen Polizisten schwer.

Danach lieferte er sich tagelang mit einem riesigen Polizeiaufgebot ein Katz- und Maus-Spiel. Erst nach neun Tagen konnte er verhaftet werden. Jahrelang lag Kneubühl im Streit mit verschiedenen Behörden. Er deckte Behördenvertreter immer wieder mit seitenlangen Schreiben ein und galt als Querulant.

«Verfolgungs- und Beeinträchtigungswahn»

Kneubühl wurde der versuchten vorsätzlichen Tötung und der Gefährdung des Lebens zum Nachteil von mehreren Polizeibeamten schuldig gesprochen. Das Gericht hielt ihn aber für schuldunfähig und ordnete deshalb eine stationäre therapeutische Massnahme in einer geschlossenen Einrichtung an. Ein psychiatrisches Gutachten kam zum Schluss, dass der studierte Physiker und ehemalige Lehrer zwar sehr intelligent ist, jedoch seit Jahren an Verfolgungs- und Beeinträchtigungswahn leidet. Kneubühl war in den vergangenen sechs Jahren in verschiedenen Gefängnissen untergebracht.

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