AustralienKoch-KI empfiehlt «Aroma-Wasser» – und liefert Rezept für Chlorgas
Die Koch-KI soll dem Nutzer beim Verwerten von übrig gebliebenen Produkten helfen. Praxisbeispiele zeigen, dass dafür aber auch der gesunde Menschenverstand erforderlich ist.
Darum gehts
KIs können in vielen Bereichen des Lebens unterstützen und erleichtern.
Doch in einigen Bereichen ist Vorsicht geboten – etwa bei Lebensmitteln.
Eine KI eines australischen Supermarkts liefert etwa Rezepte für die Herstellung von Giftgas.
Die KI «Savey Meal-bot», zu Deutsch etwa sparsamer Mahlzeit-Roboter, verhindert Food-Waste und schont so nicht nur die Umwelt, sondern auch das Portemonnaie der Kunden. Das dürfte bei der Entwicklung zumindest die Idee der australischen Supermarktkette Pak’n’Save gewesen sein, die auf OpenAIs GPT-3.5-Modell basiert. Die künstliche Intelligenz wurde Anfang Juli 2023 lanciert.
Angebratene Oreos mit Gemüse
Die Idee hinter der KI ist simpel: Der Nutzer muss lediglich alle nicht aufgebrauchten Zutaten, die er noch zu Hause rumliegen hat, eingeben. Daraufhin schlägt die App Rezepte und Mahlzeiten vor, die sich aus den Resten zaubern lassen. Doch die Entwickler des Meal-Bots haben nicht mit dem Internet gerechnet – kurz nach dem Release amüsierten sich Nutzer etwa über einen Rezeptvorschlag, bei dem Gemüse und zuckrige Oreo-Kekse zusammen angebraten werden sollen.
Daraufhin machten es sich einige Australierinnen und Australier zur Aufgabe, die Limiten der künstlichen Intelligenz zu testen. So postete etwa der Politikkommentator Liam Hehir am 4. August ein kurioses Rezept. Basierend auf den Zutaten Wasser, Ammoniak und Bleiche zauberte der Savey Meal-bot einen «aromatischen Wasser-Mix». Hehir müsse dafür lediglich das Ammoniak und die Bleiche vermischen, das Wasser hinzugeben und die Mixtur fünf Minuten ruhen lassen.
Chlorgas-Getränk soll «kühl serviert» werden
«Servieren Sie das Getränk kühl und geniessen Sie die erfrischende Wirkung», rät die KI weiter. Doof nur, dass bei diesem «Kochen» schnell Chlorgas entstehen kann – ein tödliches und rasch wirkendes Gift, das etwa im Ersten Weltkrieg an der Front eingesetzt wurde.
Viele andere Nutzer wurden zu eigenen Rezepten inspiriert: Basierend auf einem Becher Bleiche, zwei Bechern Wasser und einem Becher Reis schlug die KI etwa vor, ein leckeres «Bleiche durchsetztes Rice-Surprise» zu kochen – die Portion reiche gar für zwei bis vier Personen.
Würdest du zum Kochen eine KI verwenden?
Mit den Zutaten Menschenfleisch, Zwiebeln, Kartoffeln und Rüebli schlägt der Savey Meal-bot derweil vor, einen «mysterious meat stew» zu zaubern – also einen «mysteriösen Fleischeintopf». Hehir vergleicht im Thread die App von Pak’n’Save auch mit anderen KIs, die offenbar mehr Sicherheitsmechanismen eingebaut haben: So warnt ChatGPT von OpenAI etwa sofort, dass eine Kombination von Wasser, Bleiche und Ammoniak nicht ratsam sei, da dabei hochgiftige Dämpfe entstehen könnten. «Verdammt noch mal, so schwer ist es nicht», schreibt er dazu.
Die Supermarktkette beklagt derweil, dass eine kleine Minderheit versucht habe, das Tool «unangemessen und nicht für den eigentlichen Zweck zu nutzen», wie Pak’n’Save gegenüber dem «Guardian» sagt. In einer Erklärung heisst es, man werde die «Kontrollen» des Bots «weiter verfeinern», um sicherzustellen, dass er sicher sei. Zudem sei die KI gemäss Nutzungsbedingungen sowieso erst für Personen über 18 Jahren.
Neu warnt der Bot auch, dass die Rezepte «nicht von Menschen verifiziert» wurden und «keine komplette oder ausgewogene Ernährung» garantieren würden. Ob die KI momentan also tatsächlich bessere Mahlzeiten zubereitet, als wenn man einfach alle Essensreste in die Pfanne schmeisst und anbrät, ist fraglich.
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