Können Notenbanken pleitegehen?

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Können Notenbanken pleitegehen?

Die Finanzkrise könnte selbst Notenbanken in den Ruin treiben. Rettungsaktionen, wie jene für die US-Investmentbank Bear Stearns, sowie Zinssenkungen haben immens viel Kapital gekostet.

Die gigantischen Abschreibungen von weltweit über 344 Milliarden Dollar könnten bei den Notenbaken zu Liquiditätsproblemen führen. «Notenbanken können eigentlich nicht pleitegehen. Geht es ihnen jedoch schlecht, wirkt sich das unmittelbar auf die Inflation und die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen aus», meint Jörg Urlaub vom Finanzdienstleister www.incam.de. Auch wenn die Kreditkrise ein grosses Loch in die Kasse einer Notenbank reisse, verfügten viele dieser Institutionen nach wie vor über genügend Eigenkapital, so Urlaub weiter. Gemäss dem Experten haben die Notenbanken immer die Option, an der Zinsschraube zu drehen oder Geldmengen direkt zu regulieren. Er geht davon aus, dass der Markt die Krise mittlerweile verarbeitet hat. Das zeige sich an den sich langsam erholenden Börsenindizes und der gesteigerten Geschäftstätigkeit an den Börsen.

Neue Instrumente entwickelt

Die Banken haben sich weltweit nach den Abschreibungen mehr als 263 Milliarden Dollar frisches Kapital gesichert. Dabei haben sich auch die Bilanzen der Notenbanken verändert. Ein Beispiel: Selbst die US-Notenbank Fed musste ihr geldpolitisches Instrumentarium erweitern und führte die sogenannte «Term Securities Lending Facility» ein. Damit können Händler hypothekengesicherte Wertpapiere gegen Staatsanleihen eintauschen. Durch diese und andere Massnahmen konnte beim Notverkauf von Bear Stearns an JP Morgan durch die Fed ein Risikoschirm von rund 29 Milliarden Dollar aufgespannt werden

Fed kleiner als Geschäftsbank

Da die Fed diese Schritte mit einer nur geringen Eigenkapitalquote durchgeführt habe und dies im Fall der Fälle erneut tun werde, sei eine Zahlungsunfähigkeit nicht auszuschliessen. Das berichtet «Financial Times Deutschland» unter Berufung auf den Finanzwissenschaftler Willem Buiter der London School of Economics. Schliesslich seien die Vermögenswerte 22 Mal so hoch wie das Kapital. Mit der Bilanzsumme von 900 Milliarden Dollar sei die Fed im Vergleich zur Citigroup mit 2'200 Milliarden Dollar eher nur eine mittelgrosse Bank, erläutert der Professor. Als Folge verschiedener Stützungsmassnahmen hat der jeweilige Verschuldungsgrad der Notenbanken stark zugenommen. Während die Fed Abschreibungen von 40 Milliarden Dollar problemlos bewältigen kann, wäre dies zum Beispiel für eine kleinere Notenbank ein grosses Problem.

(scc/pte/Dajan Roman)

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