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Drogen aus Kolumbien«Kokain sollte legalisiert werden»

Der Kokainkonsum in der Schweiz hat auch Folgen für Kolumbien, das Land, in dem ein grosser Teil des Kokains produziert wird. Die Aktivistin Luz Caicedo äussert sich dazu.

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Ein Teil des Kokains, das weltweit konsumiert wird, stammt aus Kolumbien.

Ein Teil des Kokains, das weltweit konsumiert wird, stammt aus Kolumbien.

AP/Fernando Vergara
Die kolumbianische Aktivistin Luz Caicedo erklärt: «Das grösste Problem ist, dass Kokain als illegale Droge gilt. Der Anbau der Kokablätter sowie die Kommerzialisierung von Kokain wird polizeilich verfolgt. Das führt zu Gewalt.»

Die kolumbianische Aktivistin Luz Caicedo erklärt: «Das grösste Problem ist, dass Kokain als illegale Droge gilt. Der Anbau der Kokablätter sowie die Kommerzialisierung von Kokain wird polizeilich verfolgt. Das führt zu Gewalt.»

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Das Ist nicht das einzige Problem: «Die Zonen, in denen die Droge angebaut wird, werden mit Giftstoffen aus der Luft besprüht. Bauern pflanzen aber nicht nur Koka, sondern auch Gemüse an, von dem sie sich ernähren», sagt Caicedo.

Das Ist nicht das einzige Problem: «Die Zonen, in denen die Droge angebaut wird, werden mit Giftstoffen aus der Luft besprüht. Bauern pflanzen aber nicht nur Koka, sondern auch Gemüse an, von dem sie sich ernähren», sagt Caicedo.

AP/Fernando Vergara

Ein grosser Teil des Kokains, das in der Schweiz konsumiert wird, stammt aus Kolumbien. Was das für das südamerikanische Land bedeutet, erzählt die kolumbianische Menschenrechtsaktivistin Luz Caicedo.

Frau Caicedo, welche Folgen hat der weltweite Konsum von Kokain für Kolumbien?

Das Problem ist, dass Kokain als illegale Droge gilt. Das heisst, dass alles, was mit Kokain zu tun hat, verboten ist und polizeilich verfolgt wird. Das führt zu Gewalt. Zudem werden Koka-Anbaugebiete mit Giftstoffen aus der Luft besprüht. Die Bauern pflanzen aber nicht nur Koka an, sondern auch Gemüse, von dem sie sich ernähren.

Warum steigen die Bauer nicht ganz auf andere Produkte um?

Es gab und gibt auch jetzt Projekte, um den Koka-Anbau durch Alternativen zu ersetzen. Zum Beispiel durch Kaffee, Bananen oder Kakao. Im Februar 2017 erklärten sich Dutzende Koka-Anbauer dazu bereit, in der Hoffnung, dass sie zwar etwas weniger verdienen, aber dafür Frieden im Land einkehrt. Die Folge war aber, dass 38 Landarbeiter ermordet wurden. Offenbar von Drogenbanden, die ein Zeichen setzen wollten.

Was bringt der Anbau von Koka einer Bauernfamilie?

Die Bauern verdienen fünf- bis zehnmal mehr als bei anderen Produkten. Die Blätter lassen sich einfach lagern und transportieren. Viele Landarbeiter konnten dank Koka-Anbau ihre Kinder an die Universität schicken. Ausserdem lässt sich Koka bis zu dreimal pro Jahr ernten.

Aus der Netflix-Serie «Narcos» kennt man die Geschichte von Drogenboss Pablo Escobar. Wie sieht die Realität heute aus?

Als die Behörden Pablo Escobar töteten, glaubten sie, das Problem mit den Drogenkartellen beendet zu haben. Das Gegenteil passierte: Die Macht Escobars wurde auf 20 neue Bosse verteilt, die seither erbittert um das Kokaingeschäft kämpfen.

Was wäre die Lösung all dieser Probleme?

Die Legalisierung von Kokain. Indem man die Produktion reguliert, haben alle etwas davon. Die Bauern würden zu besseren Konditionen arbeiten, es gäbe weniger Gewalt und weniger Korruption. Zudem würden die Konsumenten ein Produkt erhalten, das pharmakologisch kontrolliert wäre.

Wer übernimmt die Kontrolle über den Anbau und die Marktregulierung?

Die Herstellung von psychoaktiven Substanzen bedarf einer Kontrolle. Aber wenn wir bedenken, dass Alkohol auch eine psychoaktive Substanz ist, dann sehen wir, dass es erfolgreiche Regulierungsformen gibt.

Alkohol hat aber nicht das Schadenspotenzial, das Kokain hat.

Was die Suchtgefahr angeht, ist es möglich, dass Alkohol und Kokain ähnliche Werte haben. Die Schäden bei den Konsumenten werden auch ähnlich sein. Es gibt Länder, die schon Regulierungsmechanismen haben, um den Konsum von psychoaktiven Substanzen zu kontrollieren, unter anderem Alterslimiten beim Alkoholverkauf oder das Verbot von Alkoholausschank an Minderjährige.

Luz Caicedo ist stellvertretende Direktorin von Corporación Humanas Colombia, eine Organisation, die sich mit Kampagnen zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit in Bezug auf Kokain-Produktion engagiert.

Am Donnerstag um 19.00 Uhr nimmt sie an einer Swissaid-Diskussion zum Thema Kokain im Kraftwerk Zürich teil. Der Eintritt ist frei.

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