Standpauke«Kommen Sie wieder zur Besinnung!»
Nach den neuerlichen Kursverlusten an den Börsen hat der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, die Händler mit drastischen Worten zur Ordnung aufgerufen.
EZB-Chef Jean-Claude Trichet hat einen «exzessiven Pessimismus» der Aktienhändler angeprangert und die Finanzmarktakteure aufgefordert, «zur Vernunft zu kommen». Der sonst sehr zurückhaltende Präsident der Europäischen Zentralbank ging in einem Fernsehinterview des Senders France 3 mit den Verantwortlichen der gegenwärtigen Krise hart ins Gericht. «Zur Zeit haben die Akteure in Wirtschaft und Finanzwelt nicht notwendigerweise die Zeit, die Dinge zu analysieren», sagte er am späten Mittwochabend.
Er reagierte damit auf das Abstürzen der Aktienmärkte im Laufe des Tages. Die simultanen Leitzinssenkungen in Europa und den USA hatten den Kursverfall nur kurzzeitig gebremst, am Nachmittag waren zahlreiche Börsen weiter in den Keller gerauscht.
Es gebe Gründe, Vertrauen in die Märkte zu haben. «Aber das Vertrauen ist in manchen Bereichen verschwunden. Es sind die Akteure selbst die sagen, sie seien in einem exzessiven Pessimismus», erklärte Trichet. «Pessimismus ist ein sehr schlechter Ratgeber.» Private und institutionelle Akteure rief er auf, «auf der Höhe ihrer Verantwortung zu sein».
«Wir haben einen substanziellen Beitrag geleistet, um das Vertrauen wieder herzustellen», kommentierte Trichet die koordinierten Zinssenkungen von EZB, Fed und zahlreichen Zentralbanken. «Wir haben das Gefühl, die Kontrolle über die langfristige Preisstabilität zurückgewonnen zu haben, was uns die Senkungen erlaubt hat.»
(sda)