Krisenmanagerin Anna Giacometti«Alle Erinnerungen an den Bergsturz von Bondo kommen wieder hoch»
Anna Giacometti war 2017 Gemeindepräsidentin von Bondo GR, als ein Bergsturz das Dorf verwüstete. Durch die Evakuierung von Brienz kommen die Erinnerungen wieder hoch. Die FDP-Frau bietet nun ihre Hilfe an.
Darum gehts
Im Sommer 2017 wurde Bondo in der Gemeinde Bregaglia GR von einem Felssturz getroffen.
Gemeindepräsidentin Anna Giacometti wurde durch ihr Krisen-Management national bekannt.
Nun verfolgt sie die Situation in Brienz GR und alle Erinnerungen kommen ihr wieder hoch…
Die FDP-Politikerin sagt den Brienzern im Interview, worauf es nun ankommt.
Die ganze Schweiz schaut gebannt nach Brienz GR. Die Gemeinde muss bis am Freitag evakuiert sein, befürchtet wird ein folgenschwerer Felssturz. Ganz besonders aufmerksam verfolgt die Situation die Bündner FDP-Nationalrätin Anna Giacometti.
Die Politikerin war 2017 Gemeindepräsidentin von Bregaglia, als die Gemeinde in Bondo von einem Felssturz überrascht wurde. Acht Wanderer verloren damals ihr Leben, die Szenen der Verwüstung im Dorf bewegten die ganze Schweiz. Giacometti wurde innert Kürze national bekannt.
Im Gespräch mit 20 Minuten verrät die heute 61-Jährige, was sie den Betroffenen rät und was die Bilder aus Brienz bei ihr auslösen. Sie bietet den Behörden auch gleich ihre Hilfe an.
Frau Giacometti, wie verfolgen Sie die Situation in Brienz?
Ich verfolge die Situation praktisch stündlich gebannt in den Medien. Alle Erinnerungen an den Bergsturz von Bondo kommen dabei natürlich wieder hoch. Die Situation ist aber anders gelagert als 2017 in meiner Gemeinde. In Brienz gibt es zum Glück eine gewisse Vorbereitungszeit auf das Ereignis. Bei uns kam die Katastrophe fast aus heiterem Himmel.
Was raten Sie den betroffenen Menschen in Brienz in den nächsten Tagen der Evakuierung?
Ich hege grosse Hoffnung, dass die Evakuierung nur vorübergehend ist und die Bevölkerung schon bald in ihre Häuser zurückkehren kann. Dennoch ist es natürlich gut, dass alle etwas Zeit haben, um die wichtigsten und die persönlichen Gegenstände in Sicherheit zu bringen. Ich wünsche den Betroffenen viel Kraft in dieser schwierigen Zeit. Auch sie müssen akzeptieren, dass die Natur immer stärker ist als der Mensch. Gemäss den Experten hat der Brienzer Rutsch aber nichts mit dem Klimawandel zu tun.
Stehen Sie in Kontakt mit den Behörden vor Ort?
Nein, noch nicht. Ich verfolge die Situation aber sehr eng und helfe gerne, wo ich kann, wenn dies gewünscht wird. Die Organisation beeindruckt mich sehr. Die Solidarität der kantonalen Behörden ist wie damals in Bondo gross und Gemeindepräsident Daniel Albertin kommuniziert ruhig und konstruktiv. Es ist auch gut zu wissen, dass Christian Gartmann die Behörden bei der Kommunikation unterstützt. Er hat mir und meinem Team schon 2017 extrem geholfen.
Finden Sie, der Bundesrat müsste eingreifen? Etwa mit einem Einsatz der Armee?
Am Dienstagabend waren bereits drei Bündner Regierungsräte vor Ort. Aktuell haben die Gemeinde Albula/Alvra und der Kanton Graubünden die Situation im Griff. Als Doris Leuthard und Guy Parmelin uns damals in Bondo besucht haben, hatte das natürlich eine starke Wirkung und war ein willkommenes Zeichen. Wir wurden auch von der Armee unterstützt. In Brienz ist die Situation aber anders. Hier bräuchte es Hilfe aus Bern wohl erst nach dem Ereignis. Sollte dieses tatsächlich eintreffen, erwarte ich rasche Hilfe.
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