Den Haag: Kongolesischer «Terminator» vor Gericht

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Den HaagKongolesischer «Terminator» vor Gericht

Der kongolesische Rebellenführer Bosco Ntaganda hat sich dem Tribunal in Den Haag gestellt. Seine Kriegsverbrechen sollen so grausam sein, dass er dafür einen speziellen Übernamen erhielt.

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Rebellenführer Bosco «Terminator» Ntaganda stellte sich freiwillig dem Strafgerichtshof in den Haag – etwas Vergleichbares gab es noch nie.

Rebellenführer Bosco «Terminator» Ntaganda stellte sich freiwillig dem Strafgerichtshof in den Haag – etwas Vergleichbares gab es noch nie.

Brutale Warlords und blutrünstige Rebellenchefs sind in Zentralafrika keine Seltenheit. Einer der berüchtigsten sitzt jetzt in Den Haag in Haft: Bosco Ntaganda. Wegen seiner Skrupellosigkeit bei Kampfeinsätzen wurde der 40-Jährige auch «Der Terminator» genannt.

Ntaganda ist an den Internationalen Strafgerichtshofes (ICC) in Den Haag überstellt worden. Der Rebellenführer sei im Haftzentrum des Gerichts angekommen, teilte der ICC in der Nacht zum Samstag mit. Ntaganda hatte sich am Montag in der US-Botschaft in der ruandischen Hauptstadt Kigali gestellt und um seine Auslieferung nach Den Haag gebeten. Der 40-Jährige soll am Dienstag den Richtern vorgeführt werden.

Grausame Verbrechen an Kindern

Bereits seit 2006 gab es einen Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs (ICC) gegen den gebürtigen Ruander. Die Liste der Vorwürfe gegen ihn ist lang. Unter anderem soll Ntaganda während des Bürgerkrieges 2002 und 2003 Kindersoldaten rekrutiert, gemordet und vergewaltigt haben. ICC-Chefanklägerin Fatou Besnouda hatte schon lange gewarnt: «Ntaganda ist genauso gefährlich wie (der ugandische Rebellenführer) Joseph Kony.»

Geboren wurde Ntaganda 1973 in dem kleinen ruandischen Dorf Kiningi am Fusse der Virunga-Vulkane. Als Angehöriger der Volksgruppe der Tutsi flüchtete Ntaganda aber vor dem Völkermord der Hutu ins Nachbarland Kongo-Kinshasa. Einen Schulabschluss hat er nicht. Später kämpfte er zeitweise wieder in Ruanda und in Uganda, war vom Jahr 2000 an aber erneut im Kongo, wo er Militärchef des Rebellenführers Thomas Lubanga in der UPC-Miliz (Union kongolesischer Patrioten) wurde.

Lubanga war bereits 2012 vom ICC der Rekrutierung von Kindersoldaten für schuldig befunden und zu 14 Jahren Haft verurteilt worden. Ntaganda droht ein ähnliches Schicksal. Berühmt ist der Satz, den er blutjungen Kämpfern bei der Rekrutierung eingeflüstert haben soll: «Wenn Du ein Soldat bist, dann bekommst Du Frauen umsonst. Alles ist umsonst.»

Auf Bruch mit der Regierung ...

Trotz des Haftbefehls wurde Ntaganda 2009 zum Stabschef der CNDP-Miliz (Nationalkongress zur Verteidigung des Volkes) ernannt, die im Rahmen eines Friedensabkommens noch im selben Jahr als politische Partei anerkannt und in die kongolesische Armee integriert wurde. Er lebte während dieser Zeit unbehelligt in der Stadt Goma im Osten von Kongo-Kinshasa und hatte bei den Streitkräften zeitweise den Rang eines Generals.

Im vergangenen Jahr ging die Aussöhnung mit der Regierung in Kinshasa jedoch in die Brüche: Ntaganda und andere ehemalige CNDP-Kämpfer desertierten und begannen eine Rebellion gegen Präsident Joseph Kabila.

Nachdem die Regierung sich immer mehr für eine Festnahme Ntagandas einsetzte, gründete dieser zusammen mit seinen Mitstreitern die M23-Bewegung (Bewegung des 23. März). Der Name ist an das Datum angelehnt, an dem die Friedensvereinbarung mit der Regierung unterzeichnet worden war.

... folgt Bruch mit Mitstreitern

Ende 2012 eskalierten die Kämpfe zwischen den Rebellen und den Regierungstruppen im rohstoffreichen Ostkongo. Zeitweise hatte die M23 sogar die Provinzhauptstadt Goma unter Kontrolle.

Jedoch kam es seit Ende Februar zu internen Kämpfen zwischen verschiedenen Fraktionen der Gruppe. Dies gipfelte Mitte März in einer Spaltung der M23. Mehrere hundert Rebellen flüchteten daraufhin nach Ruanda, darunter auch Bosco Ntaganda.

Am 18. März suchte er in der US-Botschaft in Kigali Zuflucht und bat um eine Überstellung nach Den Haag, wo er in der Nacht zum Samstag eintraf. Es ist das erste Mal in der Geschichte des Internationalen Strafgerichtshofs, dass sich ein Verdächtiger freiwillig gestellt hat. (rey/sda)

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