Krankenkassen: Prämien 2005 wieder teurer
Nach ersten Schätzungen wird die durchschnittliche Erhöhung der Krankenkassen-Prämie 5 bis 6% betragen.
Die statistischen Abteilungen der Krankenkassen haben alle Hände voll zu tun. Bis zum 31. Juli müssen die Kassen dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) ihre Prämien für 2005 bekanntgeben. Es zeichnet sich eine durchschnittliche Erhöhung von 5 bis 6 % ab.
Es handle sich hierbei um eine «grobe Schätzung», erklärte der Sprecher der Krankenversicherung CSS, Stephan Michel, gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Die Verantwortlichen von Intras und Visana stufen wie der Krankenkassenverband santésuisse einen mittleren Anstieg der Prämien von 5 bis 6 % ebenfalls als realistisch ein.
Michel rechnet mit einem Anstieg der Gesundheitskosten von 4,5 bis 5 % im Jahr 2004. Da bei erhöhten Prämien auch höhere Reserven und Rückstellungen gebildet werden müssen, könnten die Prämien nicht bloss den gestiegenen Kosten angepasst werden. Die Prämien dürften somit im Durchschnitt um maximal 7,5 % ansteigen, schätzt Michel.
Die gute finanzielle Lage der Krankenkassen, die das Jahr 2003 praktisch alle mit schwarzen Zahlen abgeschlossen haben, sollte trotz der immer noch steigenden Gesundheitskosten eine «moderate Prämienerhöhung» erlauben, sagte Yves Seydoux, Sprecher von santésuisse.
Ohne Zahlen der Krankenkassen vorweg zu nehmen, schliesst Seydoux nicht aus, dass einige Kassen einen durchschnittlichen Prämienanstieg von weniger als 5 % vorschlagen werden. Dies dürfte bei der Assura und der Groupe Mutuel der Fall sein, liessen deren jeweilige Verantwortliche verlauten.
Mittelwert wenig aussagekräftig
Michel Liebmann, Marketing-Direktor bei Intras, mahnte zur Vorsicht. «Wenn wir von einem mittleren Anstieg von 5 % sprechen, dann bedeutet dies, dass sich die Versicherten auf Erhöhungen zwischen 0 und 10 % gefasst machen müssen, abhängig von ihrem Wohnkanton, ihrem Alter oder ihrer Franchise.»
Der Mittelwert treffe nur auf Personen mit einer Minimalfranchise von 300 Franken zu, erklärte Jean-Paul Diserens, Direktor der Assura. Die Mehrheit der Versicherten habe indes eine individuell festgelegte Franchise. Auch in Anbetracht der kantonalen Unterschiede sei ein schweizweiter Mittelwert nicht aussagekräftig.
Die Geschäftsführer anderer Krankenkassen wie Helsana, Concordia oder Swica wollten keine Auskunft geben, solange die Berechnungen noch laufen. «Es macht keinen Sinn, provisorische Zahlen zu kommentieren», betonte der Sprecher der Swica.
Komplizierte Berechnungen
«Die Berechnungen ist kompliziert, da die Kassen nicht dieselben Berechnungsgrundlagen wie im vergangen Jahr verwenden können», sagte Seydoux. Der Hauptgrund dafür liege im vergrösserten Spielraum für die Wahlfranchisen mit einem neuen Maximum vom 2500 Franken.
«Die grosse Unbekannte ist das Verhalten der Versicherten. Wir müssen Annahmen darüber treffen, wer welche Franchise wählen wird», erklärte der Sprecher der Groupe Mutuel, Christian Feldhausen. Eine weitere Schwierigkeit für die Berechnungen stellt nach Meinung der meisten Kassen der Tarmed dar.
Die Auswirkungen des neuen Einheitstarifs auf die Gesundheitskosten seien nur schwer abzuschätzen. Obgleich der am 1. Januar eingeführte Tarif als kostenneutral gilt, weiss niemand, welche Auswirkungen er tatsächlich haben wird.
Keine definitiven Zahlen
Die Prämien, die Ende Juli dem BAG zur Vernehmlassung präsentiert werden, sind nicht defintiv. Die Kontrollinstanz kann die Krankenkassen bis Ende September auffordern, ihre Prämien zu überarbeiten, wenn sie diese als zu hoch oder zu tief erachtet.
So hatte das Bundesamt für Sozialversicherung, das vor dem BAG für die Krankenkassen zuständig war, im letzten Jahr fast einen Drittel der für 2004 vorgeschlagenen Prämien überarbeiten lassen. Schliesslich waren die Prämien im letzten Jahr um durchschnittlich 4,3 % gestiegen, im Gegensatz zu 9,6 % im Jahr 2003.
(sda)