AJ Ginnis: Kreuzbandrisse, Auto statt Hotel – die wilde Karriere des Sensations-Griechen

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AJ GinnisKreuzbandrisse, Auto statt Hotel – die wilde Karriere des Sensations-Griechen

Hinter Henrik Kristoffersen schreibt AJ Ginnis Geschichte. Er gewinnt als erster Grieche eine Medaille an einem Winter-Grossanlass.

Sven Forster
von
Sven Forster
(aus Courchevel)

Silbermedaillen-Gewinner Ginnis spricht über seinen Erfolg. 

20 Minuten

Darum gehts

  • AJ Ginnis darf sich nun Silbermedaillengewinner an einer WM nennen. 

  • Mit seinem zweiten Platz hat er Sportgeschichte geschrieben. 

  • Ginnis hat definitiv keine Bilderbuchkarriere. 

Die Schweizer Ski-Stars gingen nach dem Doppelpodest im Slalom von Chamonix als grosse Favoriten ins letzte WM-Rennen. Doch Zenhäusern, Yule und Co. gingen leer aus. Dafür strahlte der dritte Podestfahrer des vergangenen Slaloms erneut. Der Grieche AJ Ginnis schrieb Geschichte und gewann WM-Silber. Es war die erste Medaille für Griechenland an einem Winter-Grossanlass. 

Der 28-Jährige konnte im Gespräch mit 20 Minuten seinen steilen Aufstieg kaum fassen. «Die letzten zwei Wochen sind einfach ein Traum. Ich weiss gar nicht, was ich sagen soll», so der 28-Jährige. Vor dem zweiten Durchgang habe er sich nur gefragt, wie lange es denn geht, bis er an der Reihe sei. 

Alexandros Ioannis Ginnis, wie er mit vollem Namen heisst, wurde in Athen als Sohn eines Griechen und einer US-Amerikanerin geboren. Er wuchs in Vouliagmeni auf, einem bekannten Badeort. Nach drei Jahren in Österreich, wo sein Vater als Skilehrer arbeitete und Ginnis Deutsch lernte, zog es die Familie in die Heimat der Mutter. Ginnis war zu diesem Zeitpunkt 15 Jahre alt.

Bronze bei den Junioren

Sein Talent wurde erkannt und er ins US-Team aufgenommen. 2015 gewann er an der Junioren-WM die Bronzemedaille – hinter einem gewissen Henrik Kristoffersen. Doch Verletzungen standen ihm im Weg. Drei Mal riss er sich das Kreuzband. Nach der Saison 2019/20 wurde er aus dem US-Team gecuttet – doch er steckte nicht auf, schloss sich dem griechischen Team an. Trainer, die gab es eigentlich nicht.

Ginnis erzählt: «Meine jetzigen Trainer sind meine besten Freunde, 28 Jahre alt und haben zuvor noch nie trainiert.» Das Geld im griechischen Team ist knapp. «Wir schlafen teilweise auf den Rücksitzen unserer Autos, um Hotelkosten zu sparen», beichtet der Ski-Rennfahrer. Nicht umsonst sammelte er auch mal mit Crowdfunding Geld, um seinen Traum weiter leben zu können. 

Als TV-Experte bei den Olympischen Spielen

Als er die Olympischen Spiele im letzten Jahr aufgrund seines dritten Kreuzbandrisses erneut verpasste, stand der Grieche vor dem Ende. Als TV-Analyst wurde er jedoch doch noch nach Peking aufgeboten und als er seine Konkurrenten trainieren und fahren sah, packte ihn das Feuer erneut. «Ich wollte nochmals angreifen, meine Mutter hat mir dann zugestimmt. Wenn sie Nein gesagt hätte, würde ich wohl nicht mehr fahren.» 

Zu seiner Mutter hat Ginnis eine enge Beziehung. Besonders, da er seinen Vater mit 19 Jahren überraschend verlor. Durch die beiden Top-Ergebnisse sollten sich die finanziellen Probleme nun etwas verringern. Darauf hofft auch der Grieche: «Nach der Saison kann ich hoffentlich mehr Geld einnehmen.» Nach der Saison will er seine Medaille auch in Griechenland feiern. «In Athen lassen wir es sicherlich krachen», so der Sensations-Grieche.  

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