Kritik an Blocher: «Sie liess sich von Schawinski aufs Glatteis führen» – Lothe nervt SVPler

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Kritik an Blocher«Sie liess sich von Schawinski aufs Glatteis führen» – Lothe nervt SVPler

SVP-Nachwuchshoffnung Camille Lothe sorgt für rote Köpfe. Nach einem Auftritt bei Roger Schawinski ärgern sich Parteikolleginnen und Kollegen im Bundeshaus über die «Naivität» der Stadtzürcherin.

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Camille Lothe sei völlig unvorbereitet in einen Radio-Talk gegangen, sagt ein Mitglied der Bundeshausfraktion.

Camille Lothe sei völlig unvorbereitet in einen Radio-Talk gegangen, sagt ein Mitglied der Bundeshausfraktion.

20min/Taddeo Cerletti
Dort kritisierte sie unter anderem einen Auftritt von Christoph Blocher. 

Dort kritisierte sie unter anderem einen Auftritt von Christoph Blocher. 

20min/Taddeo Cerletti
Lothe kritisierte auch das Städte-Bashing der SVP Schweiz. Dieser koste sie, als Stadtzürcher-SVP-Präsidentin, Wählerstimmen.

Lothe kritisierte auch das Städte-Bashing der SVP Schweiz. Dieser koste sie, als Stadtzürcher-SVP-Präsidentin, Wählerstimmen.

Tabea Vogel

Darum gehts

  • Camille Lothe hat in einem Radio-Talk von ihrem «politischen Sugardaddy» erzählt und die SVP-Bosse kritisiert.

  • In der Bundeshausfraktion kam das gar nicht gut an. Die Kritik ist laut – allerdings nur hinter vorgehaltener Hand.

  • «Sie liess sich von Schawinski aufs Glatteis führen», sagt Roger Köppel.

  • Die Politikerin wehrt sich und fordert ihre Kritikerinnen und Kritiker auf, mit ihr ein Bier zu trinken und das Ganze zu besprechen.

Was ist los mit Camille Lothe? Das fragen sich derzeit viele Mitglieder der SVP-Fraktion im Bundeshaus – Grund: ein Auftritt bei Talkmaster Roger Schawinski am Sonntag. Die 29-jährige Camille Lothe gilt eigentlich als frisches Gesicht der urbanen SVP. Sie präsidiert die Stadtzürcher SVP und will dort im eher linken, städtischen Umfeld die Partei auf Wachstumskurs bringen.

Genau hier helfe aber der Kurs der SVP Schweiz nicht. Das Verhältnis der SVP zum städtischen Milieu kritisierte Lothe als «schwierig». Denn wenn von den Parteibossen der Kampf vom Land gegen die «linken Städte» lanciert wird koste sie das Wählerstimmen, ärgert sie sich. Ein Fraktionsmitglied tobt, dass man so nicht über die eigene Partei reden dürfe.

«Politischer Sugardaddy» und Kritik an den SVP-Bossen

Talkmaster Schawinski sprach Camille Lothe zum Beispiel auf ihren politischen Ziehvater Gregor Rutz an und nannte ihn einen «politischen Sugardaddy». Lothe erwiderte: «Ou, das ist ein super Ausdruck!» So etwas könne man doch nicht sagen, empört sich ein SVP-Mitglied im Bundeshaus.

Die Verärgerung über Lothe ist gross. So sagt ein weiteres Mitglied der SVP-Fraktion im Bundeshaus, dass sie völlig unvorbereitet zu Roger Schawinski in seinen Talk auf Radio 1 ging und schüttelt dabei den Kopf: «So naiv kann man gar nicht sein. Bei Schawinski ist man entweder top vorbereitet oder man lässt es sein.»

Einer der wenigen, der das auch öffentlich und mit Namen sagt, ist Weltwoche-Verleger und SVP-Nationalrat Roger Köppel. In seinem Weltwoche-Daily vom Dienstag kritisierte er: «Sie liess sich von Schawinski aufs Glatteis führen.» 

Der heftigste Aufreger waren aber Äusserungen von Lothe zur Familie Blocher. Den Auftritt auf dem Heuwagen beim SVP-Wahlkampfauftakt vor einigen Wochen empfand sie als nicht authentisch. Neben den Fraktionsmitgliedern hat dies auch Roger Köppel auf den Plan gerufen. Er kann nur den Kopf schütteln und doziert, dass Christoph Blocher schliesslich als Bauernsohn auf die Welt gekommen und erst später zum Industriellen und Multimilliardär geworden sei. «Somit war der Auftritt auf dem Heuwagen passend.»

Soll die SVP aufhören, die Städte zu kritisieren?

Camille Lothes Positionen weichen in einigen Bereichen ab von jenem des Partei-Establishments. So ist sie zum Beispiel vehemente Befürworterin des Rechts auf Abtreibung oder findet, dass sich die Partei zu nahe an Corona-Massnahmengegner oder Russlandfreunde angenähert hat. Parteiintern macht sie sich damit nicht nur Freunde.

Lothe wehrt sich: «Trinkt ein Bier mit mir!»

«Bis jetzt wurde ich von niemandem aus der Fraktion im Bundeshaus kontaktiert,» schreibt Camille Lothe auf Anfrage von 20 Minuten. Sie freue sich aber immer, wenn sie auch mit Parteikollegen eine angeregte Diskussion führen könne. «Daher lade ich die Kollegen auch gerne zu einer Debatte und einem Bier ein.»

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