Altstätten SGKünstler wollen alle Haushalte mit Faden miteinander verbinden
Die Konzeptkünstler Frank und Patrik Riklin provozieren gern mit ihrer Kunst. Das neuste Projekt ist ein analoges Fadennetz. Sie wollen damit eine Diskussion über die digitale Vernetzung anregen.
- von
- Michel Eggimann
In Altstätten beginnt am Montag die Fadenjagd.
Darum gehts
Die Ostschweizer Künstler Frank und Patrik Riklin setzen in Altstätten ihr neustes Projekt um.
Sie wollen alle Haushalte mit Fäden verbinden.
Das Projekt soll die Auseinandersetzung zwischen Digitalisierung und Analogisierung thematisieren.
Für den Stadtpräsidenten von Altstätten ist das Projekt eine sinnvolle Investition.
Ab Montag ziehen Frank und Patrik Riklin die Fäden in Altstätten. Die beiden Ostschweizer Künstler wollen alle Haushalte durch Gärten, über Strassen und Felder wortwörtlich analog miteinander verbinden. Dafür verwenden sie gesammelte Schnurfäden. Bei der Stadt Altstätten ist von einer Fadenjagd die Rede.
Zum Projekt sagt Patrik Riklin: «Wir wären überrascht, wenn keine Kontroverse entsteht. Wir wollen mit den Fäden einen Dialog anstossen. Die Idee der ‹Verfädelisierung› polarisiert, spaltet die Gemüter und stellt die Sinnfrage einer möglichen Utopie ins Zentrum.» Er und sein Bruder wollen mit dem Projekt die Auseinandersetzung zwischen Digitalisierung und Analogisierung thematisieren. «Je digitaler die Welt, desto grösser die Gefahr der Zombisierung, desto mehr sollten wir gleichberechtigt in das Analoge investieren», so Riklin. Seiner Meinung nach ist das Analoge nicht die Ablösung des Digitalen, sondern eine Ergänzung und Rückbesinnung zum Handfesten, zum Konkreten, zum Realen.
«Vermeintlicher Blödsinn» eine sinnvolle Investition
Ursprünglich planten die Ostschweizer Künstler die Umsetzung des Projekts im Limmattal. Dort klappte es aber nicht. Nun hat sich der Altstätter Stadtrat für die Fadenjagd ausgesprochen, und somit startet das Projekt im Rheintal. Stadtpräsident Ruedi Mattle sagt: «Neben den Investitionen in die Infrastrukturen werden die Kommunen künftig verstärkt in die Gesellschaft investieren müssen.» Gerade in Zeiten grosser Veränderungen, in der viele Menschen nach Identität strebten und nach Zusammenhalt innerhalb einer sich immer extremer entwickelnden digitalisierten Gemeinschaft suchten, sei ein solcher «vermeintlicher Blödsinn» eine durchaus sinnvolle Investition. Riklin spricht von Kosten in Millionenhöhe.
Die Pilotphase des Projektes finanzieren die Stadt Altstätten und der Kulturverein Staablueme gemeinsam. Über den nachfolgenden Roll-out des Fadennetzes über das gesamte Stadtgebiet vom Hohen Kasten bis nach Oberlüchingen wird die Bürgerschaft im kommenden Jahr entscheiden.
Infoveranstaltung
Am Donnerstag, 12. November 2020, 19.30 Uhr, findet im Sonnensaal in Altstätten eine öffentliche Infoveranstaltung für die Bevölkerung statt. Stadtpräsident Ruedi Mattle, die Riklin-Brüder und der Kulturverein Staablueme führen in das künstlerisch-partizipative Langzeitprojekt ein und erläutern anhand eines kurzen Films die Projektphasen des Sammelns, Verlegens und Erschliessens. Aufgrund der aktuellen Situation ist die Teilnehmerzahl begrenzt. Eine Anmeldung mit Namen und Vornamen, Wohnadresse, Telefonnummer sowie E-Mail-Adresse ist daher erforderlich (Tel. 071 757 77 11 / info@altstaetten.ch).
G5
30.10.2020, 10:57
Kostet so ein Anschluss auch Fr. 1950.-- Wie der Glasfaseranschluss für entferntere Bürger?
Grübel
30.10.2020, 06:39
Was heute ein Künstler ist, hat man früher ins Irrenhaus gesteckt. Haben wir uns also weiterentwickelt oder nicht? ich möchte zum Nachdenken anregen!
Freitag
29.10.2020, 19:52
Ist den heut schon Donnerstag?