Minenunglück in SibirienKumpel gegen miese Bedingungen
Knapp eine Woche nach dem tragischen Unglück in einer sibirischen Kohlemine sind bei Protesten 28 Menschen festgenommen worden. Sie protestierten gegen die Arbeitsbedingungen unter Tage.

Kumpel versuchen sich gegen schlechte Arbeitsbedingungen zu wehren.
Die Demonstranten blockierten am Freitagabend eine Bahnstrecke in der Stadt Meschduretschensk. Beim Versuch, die Menge auseinanderzutreiben, seien 22 Menschen verletzt worden, darunter 17 Polizisten, sagte Polizeichef Alexander Jelin der russischen Nachrichtenagentur Interfax am Samstag weiter. Das russische Fernsehen zeigte Bilder, wie junge Männer Steine auf die mit Schutzschilden ausgerüsteten Anti-Aufruhr-Einheiten warfen.
Wie der Radiosender Moskauer Echo berichtete, hatten rund 200 Menschen, darunter auch Frauen und Kinder, die Bahnstrecke blockiert. Sie wollten auf die schlechten Arbeitsbedingungen in der Raspadskaja-Kohlemine von Meschduretschensk aufmerksam machen.
Gouverneur Aman Tulejew machte die Besitzer des Bergwerks für die Katastrophe am 8. Mai verantwortlich. Nach zwei Methangas- Explosionen wurden bislang 66 Tote aus dem Schacht geborgen, darunter auch Rettungshelfer, die nach der ersten Detonation einfuhren, um die Verschütteten zu bergen. Weitere 24 Menschen werden noch vermisst.
Am Samstag gedachte die Region mit einem Tag der Trauer der Opfer. Fahnen wurden auf Halbmast gesetzt, Konzerte und Sportveranstaltungen abgesagt. TV- und Radiosender änderten ihre Programme. Tausende Menschen erwiesen den Toten die letzte Ehre. Auch am Samstag wurden wieder mehrere Opfer beigesetzt.
In einer Fernsehansprach kündigte Tulejew an, die Schuldigen würden schwer bestraft werden. Der Leiter der Unglücksmine kam unter Hausarrest. Gegen ihn wird wegen Verletzung der Sicherheitsbestimmungen ermittelt.
Alle Arbeiter würden auch in der Zeit ihren Lohn erhalten, in der die Kohlegrube wegen Aufräumarbeiten nicht genutzt werden kann, sagte Tulejew. Die Bewohner von Meschduretschensk warfen den Stadtbehörden und dem Vorstand des Bergwerks massive Verstösse gegen die Sicherheit vor.
Zudem forderten sie höhere Löhne für die Bergarbeiter. Die Betreiber des Bergwerks äusserten sich bislang nicht zu dem Unglück.
(sda)