Abgas-SkandalKunden bleiben VW treu
Die Affäre um manipulierte Abgaswerte bei Dieselmotoren setzt VW finanziell zu. Auf die Bestellungen von neuen Autos scheint der Skandal aber keinen Einfluss zu haben.
- von
- F. Lindegger
Volkswagen ist tief in die roten Zahlen gerutscht: Im dritten Quartal erwirtschaftete der grösste europäische Autokonzern rund 3,5 Milliarden Euro Verlust. Im Vorjahresquartal hatte der Konzern rund 3 Milliarden Euro Gewinn geschrieben.
Grund für den hohen Quartalsverlust ist die «Dieselthematik», wie Volkswagen den Skandal um die gefälschten Schadstoffwerte bei Dieselmotoren nennt. Rund 6,7 Milliarden Euro hat der Konzern bisher für die Bewältigung der Krise zurückgestellt. Allerdings wird erwartet, dass diese Mittel für die Bewältigung der Krise nicht ausreichen werden und Volkswagen zu einem späteren Zeitpunkt weitere Rückstellungen tätigen muss.
Bestellungen sind stabil
Anders als bei den Geschäftszahlen sieht das Bild anscheinend bei der Kundengunst aus. Denn der Volkswagen-Konzern spürt offenbar trotz Abgas-Skandal keine Auswirkungen bei den Neuwagen-Bestellungen. Seit Bekanntwerden der Abgas-Manipulationen würden in Deutschland sogar mehr Autos bestellt. Dies will die Deutsche Presse-Agentur aus Kreisen des Konzernvertriebs erfahren haben. Allerdings gebe es Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern. So seien etwa die Bestellungen für Autos mit Dieselmotoren in Grossbritannien zurückgegangen. Unter dem Strich wirke sich die Affäre bisher nicht auf die Auftragseingänge aus.
«Bei den Vertragsabschlüssen im Oktober halten wir uns auf dem Niveau der Vormonate», erklärt Amag-Sprecher Livio Piatti 20 Minuten, ohne genaue Zahlen nennen zu wollen. Auch der Dieselanteil an den Verkäufen sei stabil. Beim Schweizer Generalimporteur für Autos des Volkswagenkonzerns rechnet man allerdings damit, dass es im Oktober aufgrund des Verkaufsstopps zu einem leichten Rückgang bei den Fahrzeugzulassungen kommt. «Eine Auswahl von bereits verkauften Fahrzeugen können als Folge des vom Bundesamt für Strassen (Astra) verhängten Zulassungsstopps von den Kunden nicht zugelassen werden», sagt Piatti. Betroffenen Kunden würde aber ohne Aufpreis ein Wechsel auf ein Euro-6-Modell angeboten. Laut Volkswagen sind Dieselmotoren der Abgasnorm Euro 6 nicht von den Manipulationen betroffen.
Fahrzeuge sollen im Januar umgerüstet werden
Bereits vergangene Woche hatte VW-Konzernchef Matthias Müller anlässlich eines Besuchs im VW-Werk in Wolfsburg gesagt, dass der Absatz stabil sei. Der Absatz reagiert allerdings nur verzögert auf ausbleibende Bestellungen der Kunden. Denn zwischen dem Bestellen und dem Ausliefern eines Neuwagens vergehen normalerweise einige Wochen bis Monate.
Laut Amag sind in der Schweiz 128'802 Autos mit dem von den Manipulationen betroffenen Motorentyp EA189 zugelassen. Bis spätestens nächste Woche sollen alle betroffenen Schweizer Fahrzeughalter angeschrieben werden. Wann die Autos anschliessend überholt werden müssen, ist allerdings noch unklar. Voraussichtlich im Januar 2016 sollen die ersten Fahrzeuge überholt werden.