Kylie zeigte Haut

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Kylie zeigte Haut

Viel Erotik, wenig Höhepunkte: Kylie Minogue hat ihre Deutschlandtour in Stuttgart gestartet. Dabei zeigte die kleine Australierin alles, was von ihr erwartet wird: nackte Haut, laszive Tanzschritte, extravagante Kostüme und quietschbunten Kitsch.

Bei dem rund zweistündigen Konzert am Freitag bewies sie mit fast zwei Dutzend Songs zwar viel Ausdauer, aber ihr Auftritt wirkte dennoch über lange Zeit wie ausgebremst.

«KylieX2008» heisst die Tournee nach ihrem zehnten Studioalbum, das sie in der Hanns-Martin-Schleyerhalle fast komplett abspielte. 8000 Fans waren gekommen. Pompös liess sich die Diva, die am 28. Mai 40 Jahre alt wird, ankündigen.

Nach ein paar Takten «Also sprach Zarathustra» von Richard Strauss und einer rasanten Odyssee durch ihre musikalische Galaxis schwebte sie in einem goldenen Reif sitzend auf die Bühne. Auf den verzerrten, harten Elektropop «Speakerphone» folgte eine Art Sado-Maso-Performance ihrer in eine schwarze Ganzkörper-Latexkluft gekleideten Tänzer. Dann machte Minogue dem Publikum mit «In Your Eyes» von ihrer erfolgreichsten Platte «Fever» (2001) das erste Angebot zum Mitsingen. Zwischen zuckersüss und zotig schwankte stets das Programm, zwischen billig und bombastisch, sexy und steril, gestern und heute.

Kostüme von Jean-Paul Gaultier

Mehr als zwölf Millionen Euro soll die Show gekostet haben. Jean-Paul Gaultier entwarf die Kostüme, Minogue wechselte sieben Mal die Garderobe. 14 Tänzer, darunter vier Akrobaten, hat sie engagiert. Links und rechts der frei gehaltenen Bühnenfläche war die Band positioniert, inklusive einer Bläsersektion. Über zwei riesige Leinwände flimmerten pausenlos Projektionen und Ausschnitte aus ihren Videos.

In die Farben der US-amerikanischen Flagge wurde das Set zum Beispiel getaucht, als Minogue, nun im Cheer-Leader-Dress, «Heartbeat Rock» interpretierte. Die Choreografie folgte dabei meist dem gleichen Muster: Im Gegensatz zu Madonna verzichtete die Sängerin grösstenteils auf Aerobiceinlagen und liess sich lieber von ihren Muskel bepackten Profis umschwirren.

Wieder als Luftnummer war «Like A Drug» inszeniert, dieses Mal drapierte sich der Popstar auf einem von oben herab segelnden Totenkopf. Knallrot und streng wie eine Uniform wirkte ihr Trenchcoat-Kleid mitsamt Schirmmütze.

Nach schriller Symbolik ohne tiefen Sinn sah es aus, Hauptsache Minogue erfüllte alle Fantasien als Domina und als Geisha, als romantische Prinzessin und selbstbewusste Powerfrau. In hochhackigen Stiefeln, die bis zum Oberschenkel reichten, marschierte sie mit «Your Disco Needs You», dem Duett «Kids» und «Step Back In Time» in die Vergangenheit. Doch trotz all der Bewegung auf der Bühne erschien das Konzert statisch, weil sich sein Mittelpunkt kaum bewegte. Auch beim Umziehen beeilte sich die Diva nicht, mehr als 20 Minuten dauerte dann die Pause.

Mehr Bewegung gegen Schluss

Immerhin nahm das Konzert im zweiten Teil Fahrt auf. Zu «Sometime Samurai» entstieg Minogue einer Plastikpyramide und es regnete Rosenblätter. Bei «Nu-Di-Ty» vollführte die Truppe einen Kopulationstanz. Mit der Ballade «Flower» zu sanftem Klaviergeklimper beruhigte sie die Szenerie wieder. Und mit dem Barry-Manilow-Klassiker «Copacabana» ging die Party dann endlich los: Im Matrosenanzug hüpfte die Sängerin fröhlich über die Bühne.

«Schaffe, schaffe Häusle bauen», rief sie den Schwaben gegen Schluss zu. Den Applaus nahm die vor drei Jahren an Brustkrebs erkrankte Australierin strahlend entgegen. Der Abend ging versöhnlich aus, mit dem neue Song «No More Rain» und dem sechs Jahre alten «Love At First Sight». Die Tour führt Minogue durch fast ganz Europa, bevor sie am 4. August in London endet. In Deutschland macht sie am 10. Mai Station in Frankfurt, am 27. Mai in Köln, am 29. Mai in München, am 7. Juni in Hamburg und am 22. Juni in Berlin. (dapd)

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