Amtsgeheimnisverletzung: Lachnummer im Internet hat ein Nachspiel

Aktualisiert

AmtsgeheimnisverletzungLachnummer im Internet hat ein Nachspiel

Ein illegal veröffentlichter Mitschnitt des Notrufs einer Frau bei der Polizei hat im Internet für einen Lacherfolg gesorgt. Gar nicht lustig hingegen findet die Staatsanwaltschaft Mannheim die ganze Angelegenheit.

Sie hat einen Polizisten im Verdacht, den Mitschnitt per E-Mail an Aussenstehende verschickt zu haben. Die Justiz bestätigte am Donnerstag auf Anfrage einen entsprechenden Bericht der «Stuttgarter Nachrichten». Es bestehe ein Anfangsverdacht wegen Verletzung des Dienstgeheimnisses, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft.

In dem bereits drei Jahre zurückliegenden Anruf hatte sich die Frau in Mannheimer Mundart und mit derber Wortwahl über einen Ruhestörer beschwert (20 Minuten Online berichtete). Bei dem der illegalen Weitergabe verdächtigten Polizisten handelt es sich um einen Beamten des Polizeipräsidiums Mannheim.

Dieser bestreite die Weiterleitung nicht, argumentiere aber, dass der Mitschnitt zu dem Zeitpunkt kein Dienstgeheimnis mehr gewesen sei, weil er schon auf den Rechnern der Polizei die Runde gemacht habe und auch bereits nach draussen versandt worden sei. Einen Beweis dafür habe er aber bislang noch nicht vorgelegt. Die Staatsanwaltschaft wolle versuchen, den Fall in den nächsten Wochen abzuschliessen.

Kreis der Zugangsberechtigten für Notrufe eingeschränkt

Im Mai dieses Jahres war der Mitschnitt des Notrufs der damals 42-jährigen Mannheimerin beim Internetportal YouTube eingestellt worden. Er wurde binnen weniger Tage rund 200 000-mal aufgerufen. Die Frau drohte bei dem Anruf, die Sache selbst in die Hand zu nehmen, wenn die Polizei nicht komme. «Wenn ihr nichts macht, gehe ich rüber und boxe ihn (...)», sagte sie über den Ruhestörer und beschwerte sich lauthals darüber, dass bei ihr «die Deller vonner Wand» heruntergeflogen seien.

Wie genau der Mitschnitt ins Internet gelangte, konnte nicht ermittelt werden. Nach früheren Angaben der Mannheimer Polizei wurden die Notrufe damals noch rund sechs bis acht Wochen lang auf DVD gespeichert. Wer den Mitschnitt kopierte und in Umlauf brachte, sei nach wie vor unklar.

Polizeisprecher Martin Boll sagte, der unter Verdacht stehende Polizist sei nicht derjenige, der den Mitschnitt kopiert habe. Früher hätten viele Personen Zugriff auf die Mitschnitte gehabt. Als das Gespräch aufgezeichnet worden sei, habe man noch ein veraltetes System gehabt. Dieses sei aber schon vor längerer Zeit auf eine modernisierte Version umgestellt worden. Nun sei der Personkreis, der Zugriff auf die Daten habe, sehr eingeschränkt und werde auch genau protokolliert. (dapd)

Deine Meinung