Zürich Marathon 2016: Läufer schlottern wegen Garderoben-Chaos

Aktualisiert

Zürich Marathon 2016Läufer schlottern wegen Garderoben-Chaos

Die frierenden und durchnässten Läufer des Zürich Marathon warteten teilweise mehr als eine Stunde vor dem Garderoben-Zelt auf ihre Kleider. Es kam zum Chaos.

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Leser-Reporter C. H.* (44) aus Zürich war einer der 9024 Läufer, die am vergangenen Sonntag am Zürich Marathon teilgenommen haben. H. startete in der Kategorie Cityrun für einen rund zehn Kilometer langen Lauf: «Ich war schon bei so einigen Läufen dabei, aber so etwas wie in Zürich habe ich noch nie erlebt.» Insbesondere meint er damit das Chaos rund um das Cityrun-Kleiderdepot-Zelt, in dem die Sportler vor ihrem Lauf ihre Kleider an einer Garderobe abgeben konnten.

«Zusammen mit der Startnummer bekam jeder Läufer einen Plastiksack für Kleider und Wertsachen sowie einen Coupon, um den Sack nach dem Lauf wieder zurückzubekommen», sagt H., der von diesem Angebot ebenfalls Gebrauch machte: «Das ist kein ungewöhliches oder kompliziertes System – geht man am Wochenende in einen Club funktioniert das doch auch.»

«Über 30 Minuten anstehen in der Kälte»

Anders allerdings am Zürich Marathon. «Für das Kleiderdepot-Zelt der Cityrun-Läufer waren lediglich drei ältere Frauen zuständig – absolut unverständlich und einfach nur mühsam», so H.: «Die unzähligen Säcke waren in dem Zelt zu mehreren Haufen gestapelt.» Laut H. ohne jegliches System.

Wir waren nach dem Rennen verschwitzt, vom Regen und Schnee total durchnässt und haben gefroren, so H.:«Bei solchen Temperaturen ist es nur eine Frage der Zeit, bis man sich so eine Lungenentzündung holt.» Obwohl H. direkt nach seinem Lauf zum Kleiderdepot-Zelt ging, habe er, wie viele andere auch, über eine halbe Stunde in der Kälte anstehen müssen.

Schliesslich suchten Läufer auf eigene Faust nach Kleidersäcken

«Viele waren wegen der schlechten Organisation am Fluchen und haben so ihrem Unmut Luft gemacht», sagt H. weiter. Irgendwann sei die ganze Situation für viele nicht mehr tragbar gewesen: «Die Läufer gingen ins Zelt und haben auf eigene Faust nach ihren Kleidersäcken gesucht», so der Leser-Reporter.

Auch in den sozialen Medien kritisieren Teilnehmer des Zürich Marathons die Organisation und Umsetzung der Kleiderdepot-Zelte. So heisst es auf der Facebook-Seite vom Zürich Marathon etwa: «Die Helfer in den Zelten hatten kein System» oder «Ich musste eine Stunde und 15 Minuten in der Kälte warten – so ein Desaster habe ich noch nie erlebt».

«Bei solchem Wetter ist jede Minute zu lang»

Laut Bruno Lafranchi, Präsident des Organisationskomitees des Zürich Marathons, hat es zuletzt vor zehn Jahren einen Zürich Marathon verregnet – auch damals sei es zu Beschwerden gekommen. «Wenn das Wetter schön ist, steht man einfach beim Kleiderdepot an und vertreibt sich die Zeit mit Fachsimpeln. Muss man allerdings bei solchem Wetter warten, dann ist jede Minute zu lang», so Lafranchi.

Auch wenn er die Ungeduld der Läufer verstehe, sei es keinesfalls in Ordnung, sich eigenmächtig Zugang zum abgesperrten Kleiderdepot-Bereich zu verschaffen, zumal in den Kleidersäcken auch Wertsachen der Läufer waren.

Das Hauptproblem sieht Lafranchi beim Kleiderdepot der Cityrunner: «Da die Läufer nur etwa eine Stunde unterwegs waren, blieb den Helfern kaum Zeit, die Säcke entsprechend zu sortieren.» Lafranchi bedauert die entstandenen Unannehmlichkeiten: «Wir werden das Ganze analysieren und versprechen für 2017 Besserung.»

*Name der Redaktion bekannt

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