Serie gedrehtLangenthal ist NLB-Meister
Der SC Langenthal feiert den grössten Erfolg der Vereinsgeschichte. Die Berner bezwingen Lausanne im 6. NLB-Finalspiel 4:1 und holen den Titel.

Die Spieler des SC Langenthal jubeln über den NLB-Meistertitel. (Bild: Freshfocus)
Der SC Langenthal gewann zehn Jahre nach dem Aufstieg erstmals die NLB-Meisterschaft. Die Oberaargauer entschieden die Finalserie gegen Lausanne mit 4:2 Siegen; den Meisterpokal sicherten sich die Langenthaler mit einem 4:1-Sieg vor 4800 Zuschauern.
Die sechste Finalpartie verlief ähnlich wie die vorangegangenen drei, die alle Langenthal gewonnen hatte. Das Team von Heinz Ehlers agierte aus einer sehr gut organisierten Defensive mit grosser Effizienz. Wieder ging Langenthal früh in Führung. Topskorer Jeff Campbell lenkte im zweiten Powerplay nach einer sehenswerten Kombination einen Schuss von Stefan Tschannen zum 1:0 ab. Dreieinhalb Minuten später erhöhte Noel Guyaz mit einem Weitschuss auf 2:0. Und in der 27. Minute schloss Thomas Dommen eine weitere Traumkombination zum 3:0 ab. Die Siegsicherung gelang Tim Weber nach 52 Minuten mit dem 4:1.
Lausanne konnte nicht mehr reagieren
Und Lausanne? Das Team von John van Boxmeer hatte wenig zu bieten. Von einem «Charaktertest» hatte van Boxmeer vor der Partie gesprochen, die Waadtländer fanden den Einstieg ins Spiel aber überhaupt nicht. Schon in den ersten siebeneinhalb Minuten leisteten sie sich zwei dumme Strafen, den zweiten Ausschluss nützte Langenthal zum wichtigen Führungstor. Gute Chancen vermochte sich der Lausanne HC kaum zu erarbeiten. Während einer Fünfminutenstrafe gegen den Langenthaler Marc Kämpf (17.-22.) kam Lausanne gerade mal zu einer mittelmässigen Chance durch Sven Helfenstein. Die nächste Grosschance bot sich den Gästen erst wieder in der 27. Minute - im Gegenstoss gelang Dommen das mehr als vorentscheidende 3:0. Langenthal verwaltete diesen Vorsprung geschickt, auch wenn Verteidiger Larri Leeger nur 65 Sekunden nach dem 0:3 das Ehrentor gelang.
Der HC Lausanne muss nun über die Bücher. Was nützen 15 Punkte Vorsprung am Ende der Qualifikation, wenn die Leistungen in der entscheidenden Phase nicht mehr stimmen. Coach John van Boxmeer verpasste nun schon zum dritten Mal den angestrebten Wiederaufstieg in die NLA. So richtig nahe an der Promotion stand der LHC bloss vor zwei Jahren, als die Ligaqualifikation erst im siebenten Spiel gegen Biel verloren gegangen war. In den letzten beiden Jahren gewann Lausanne im NLB-Final gegen Visp (0:4) und Langenthal (2:4) nur zwei von zehn Partien. Gegen Langenthal skorte Lausanne in den ersten 31 Minuten der Finalserie sechs Tore; danach gelangen in fünfeinhalb Partien nur noch acht Tore. Der Ausfall in Spiel 1 von Florian Conz, einem der besten Schweizer Skorer bei Lausanne, wog schwer.
Will Langenthal aufsteigen?
Für den SC Langenthal stellt der NLB-Meistertitel der grösste Abstand der Klubgeschichte dar. Der Langenthaler Bundesrat Johann Schneider-Ammann jubelte auf der Tribüne mit. Die Trümpfe von Trainer Heinz Ehlers, der vor vier Jahren schon Biel in die NLA coachte, waren Goalie Marc Eichmann sowie die mit Abstand stärkste Sturmlinie in der NLB mit Brent Kelly (88 Skorerpunkte), Topskorer Jeff Campbell (81) und Stefan Tschannen (74). Das Trio sammelte fast 250 Skorerpunkte. Die beiden Kanadier hatte der SC Langenthal vor zwei Wintern dem Rivalen EHC Olten abgeluchst. Schon von 1974 bis 1985 spielte Langenthal in der NLB und brachte damals Akteure wie Bernhard Hugi, Samuel Lappert, Alfred Hutmacher und Goalie Jean-Claude Chéhab hervor.
Wie geht es nun in Langenthal weiter? Bestätigen die Langenthaler ihre Ambitionen für einen allfälligen NLA-Aufstieg? Die Ligaqualifikation gegen den HC Ambri-Piotta wird auf jeden Fall gespielt. Und die entsprechenden Papiere, welche die (unbedarfte) Lizenzkommission der Liga während des Finals einforderte, werden nachgereicht. Aber Langenthals Präsident Stephan Anliker sagt auch, dass «es im Mittelland über die Kantonsgrenzen hinweg das Potenzial für einen NLA-Klub gibt, dass dieses Potenzial aber noch nicht erschlossen ist». Der SC Langenthal sei eigentlich noch nicht bereit für den Aufstieg. Anliker: «Aber denkbar ist auch eine Kamikaze-Variante. Wir steigen auf, geben so viel Geld aus, wie wir haben, und vertrauen darauf, dass wir am Ende der nächsten Saison im schlimmsten Fall wieder dort stehen, wo wir das Abenteuer begonnen haben.»
NLB, Playoff-Final, 6. Spiel
Langenthal - Lausanne 4:1 (2:0, 1:1, 1:0)
Schoren. - 4800 Zuschauer (ausverkauft/Stadionrekord). - SR Eichmann/Stricker, Fluri/Müller.
Tore: 10. Campbell (Tschannen, Kelly/Ausschluss Sigrist) 1:0. 14. Guyaz (Yannick Bodemann) 2:0. 27. Dommen (Guyaz, Tim Weber) 3:0. 29. Leeger (Staudenmann) 3:1. 53. Tim Weber (Kelly, Guyaz/Ausschluss Jérôme Bonnet) 4:1.
Strafen: 2mal 2 plus 5 Minuten (Kämpf) plus Spieldauer (Kämpf) gegen Langenthal, 5mal 2 plus 2mal 10 Minuten (Leeger, Helfenstein) gegen Lausanne.
PostFinance-Topskorer: Campbell; Setzinger.
Langenthal: Eichmann; Yves Müller, Schefer; Guyaz, Cadonau; Nicolas Steiner, Marc Leuenberger; Stefan Flückiger; Tschannen, Campbell, Kelly; Gruber, Yannick Bodemann, Carbis; Kämpf, Tim Weber, Dommen; Manuel Holenstein, Chatelain, Hobi; Mike Wolf.
Lausanne: Caminada; Reist, Snell; Kamerzin, Chavaillaz; Jannik Fischer, Leeger; Tim Bucher; Sigrist, Genoway, Setzinger; Antonietti, Augsburger, Staudenmann; Helfenstein, Dostoinow, Ulmer; Simon Fischer, Jérôme Bonnet, Wirz; Primeau.
Bemerkungen: Langenthal ohne Brägger, Lausanne ohne Florian Conz (beide verletzt). (si)