Schwindender Lake MeadLas Vegas trocknet aus
Der Lake Mead ist der wichtigste Stausee der USA. Er versorgt den Westen mit Wasser und Strom. Doch wie lange noch? Denn sein Pegel sinkt scheinbar unaufhaltsam.
- von
- Fee Riebeling
Wer nach Las Vegas fliegt und beim Anflug nichts ausser Wüste erwartet, wird überrascht. Denn bevor die ersten Gebäude von «Sin City» ins Blickfeld geraten, überquert man den Lake Mead. Mit 640 Quadratkilometern Fläche (Bodensee: 536 Quadratkilometer) und einem Fassungsvermögen von bis zu 34,9 Milliarden Kubikmetern ist er der grösste künstlich geschaffene See der USA und zugleich ihr wichtigster Stausee. Er bezieht sein Wasser aus dem Colorado-River und versorgt die Bundesstaaten Arizona, Nevada und Kalifornien mit Trinkwasser und Strom.
«Weil sein Pegel in den letzten zehn Jahren um rund 36 Meter gesunken ist, ist er gleichzeitig auch eines der grössten Sorgenkinder des Landes», sagt Helikopter-Pilot Daniel Green. Sein Arbeitgeber bietet Rundflüge über den Grand Canyon an. Deshalb fliegt Green beinahe täglich über den Lake Mead und weiss aus erster Hand, wie es um ihn steht. «Der weisse Ring entlang des Ufers zeigt, wie hoch das Wasser einst stand», sagt er. Experten erwarten, dass der See diese Woche einen Tiefstand erreicht, den er seit dem Bau der Hoover-Staumauer 1937 nie mehr hatte.
Viele Baustellen
Ursache dafür ist zum einen der Klimawandel, der zu einem Schwund der Gletscher und damit zu weniger Schmelzwasser führt, das den Colorado-River speist. Zum anderen sind die Probleme menschengemacht: 2008 urteilten Forscher, das wichtigste Reservoir Las Vegas' könnte bis 2012 leer sein, sollte die Wüstenstadt ihre Gewohnheiten nicht ändern. Seither hat Las Vegas seinen Wasserverbrauch um immerhin 30 Prozent reduziert.
«Das reicht aber noch nicht, um eine Wasserknappheit auszuschliessen», sagt Daniel Green. Denn stimmt das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage nicht und sinkt der Pegel weiter, könnte es dazu kommen, dass die beiden Pumpen, die das Wasser aus dem See Richtung Las Vegas transportieren bald nur noch Luft ansaugen. Deshalb wird gerade eine dritte gebaut, die im kommenden Jahr eröffnet werden soll. «Diese liegt rund 60 Meter tiefer, die Wasserversorgung ist also gesichert», erklärt Projektleiterin Erika Moonin vom Southern Nevada Water Authority. Zumindest vorübergehend. Denn der Bedarf der Spielerstadt in der Wüste wird nicht abreissen (siehe Box), ebenso wenig wie die Wasseransprüche der umliegenden Bundestaaten.
Las Vegas wächst und damit die Probleme
Las Vegas wächst und damit die Probleme
Zählte Las Vegas 1989 noch 700'000 Einwohner sind es heute mehr als zwei Millionen. Hinzu kommen jährlich rund 40 Millionen Touristen. Viele der Hotels dort gehören zu den grössten der Welt. Sie alle brauchen Strom und Wasser. Doch davon gibt es nur wenig: Kaum 10 Zentimeter Regen fallen in Las Vegas pro Jahr. Gleichzeitig betragen die Temperaturen im Sommer durchschnittlich 39,4 Grad Celsius. Deshalb ist die Spielerstadt auf den Lake Mead angewiesen, von dem es 90 Prozent seines Wassers bezieht.