«Little Istanbul»Laute Auto-Protzerei raubt Anwohnern Schlaf
An der Friesstrasse in Zürich-Oerlikon treffen sich junge Männer zum Shisharauchen oder Döneressen – und lassen ihre Motoren aufheulen. Von Letzterem haben viele Anwohner die Nase voll.
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Vor allem junge Männer protzen gerne rund um die Friedstrasse mit ihrem Auto. (Video: Leserreporter)
Shisha-Bars prägen das Bild der Friesstrasse hinter dem Bahnhof Oerlikon. Und Döner-Buden. Sie wird deshalb auch «Little Istanbul» genannt. Während der vergangenen Fussball-EM musste die Polizei die Strasse regelmässig wegen Jubelfeiern sperren. Doch auch unter dem Jahr herrscht hier viel Betrieb.
Das nutzen vor allem junge Männer – darunter viele Secondos –, um vor Publikum mit ihren Autos zu protzen. Hierfür fahren sie jeweils einen Rundkurs via Friesstrasse stadtauswärts, wechseln dann auf die Schaffhauserstrasse stadteinwärts, um am Schluss wieder in die Friesstrasse zu gelangen. Dabei lassen sie ihre Motoren mehrfach laut aufheulen und drücken aufs Gas – fast allabendlich.
Mehr Polizeipräsenz erwünscht
«Es ist eine absolute Frechheit», sagt Anwohnerin Laura F.* (20). Auch Anwohnerin Silvia S.* (35) findet es unnötig und ist genervt: «Diese Leute wollen bei den Jungen Eindruck schinden, aber genau diese verärgern sie damit.» Vor allem sei es mühsam, wenn man dadurch am Wochenende geweckt werde oder wenn man auf dem Balkon sitze und das eigene Wort nicht mehr verstehe. Anwohner Phillipp E.* (27) fragt sich überhaupt, warum jemand seine Männlichkeit auf diese Art demonstrieren müsse.
Die verärgerten Anwohner sehen Handlungsbedarf. «Die Polizei soll mehr intervenieren», findet Anwohner Pascal L.* (27). Er würde es begrüssen, wenn vor allem am Freitag und Samstag eine Patrouille der Polizei in Zivil solche «Klappen-Auspuff-Idioten» aus dem Verkehr ziehen und büssen würde. Anwohner Jürg Bargetze (24) schlägt gar vor, eine Bodenwelle auf der geraden Strecke anzubringen, damit man nicht mehr beschleunigen kann.
Anzeigen wegen dröhnenden Motors
«Uns ist bekannt, dass in dieser Umgebung seit längerer Zeit Gas gegeben wird», sagt Michael Walker, Sprecher der Stadtpolizei Zürich. Die Polizei hat bereits Massnahmen eingeleitet: «Es werden regelmässig Kontrollen durchgeführt», sagt Walker weiter. Zudem gehe die Polizei Hinweisen aus der Bevölkerung nach und sanktioniere die entsprechenden Autofahrer.
Falls die Polizei einen Sünder erwischt, kann es dieser gar mit dem Stadtrichter oder der Staatsanwaltschaft zu tun bekommen. Denn: Wer absichtlich beim Schalten den Motor aufheulen lässt, riskiert eine Anzeige. Im Strassenverkehrsgesetz unter Artikel 42 steht geschrieben: Der Fahrzeugführer hat jede vermeidbare Belästigung von Strassenbenützern und Anwohnern, namentlich durch Lärm, Staub, Rauch und Geruch, zu unterlassen und das Erschrecken von Tieren möglichst zu vermeiden.
Bis Anfang Juli dieses Jahres hat die Stadtpolizei Zürich bereits in ganz Zürich 240 Anzeigen deswegen ausgesprochen. 2015 waren es insgesamt 294 gewesen. Walker: «Das zeigt, dass die Polizei nicht untätig ist.»
*Namen der Redaktion bekannt