Deutschland: Lauterbach will «Hitzeschutzplan» – werden Sportevents wieder verboten? 

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DeutschlandLauterbach will «Hitzeschutzplan» – werden Sportevents wieder verboten? 

Der Bundesgesundheitsminister fordert in seinem Plan Kälteräume und hinterfragt die Durchführung von Sportevents ab gewissen Temperaturen. Dafür erhält er Unterstützung aus der Medizin.

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Diesen Sommer könnte es in deutschen Sportstadien wieder aussehen wie während der Corona-Pandemie.

Diesen Sommer könnte es in deutschen Sportstadien wieder aussehen wie während der Corona-Pandemie.

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Zumindest, wenn es nach dem Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach geht.

Zumindest, wenn es nach dem Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach geht.

IMAGO/Metodi Popow
Dieser fordert nämlich die Umsetzung eines «Hitzeschutzplans».

Dieser fordert nämlich die Umsetzung eines «Hitzeschutzplans».

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Darum gehts

  • Angesichts der erwarteten hohen Temperaturen im Sommer fordert Karl Lauterbach einen Massnahmenplan.

  • So sollen etwa Kälteräume geschaffen und Sportveranstaltungen je nach Temperatur abgesagt werden.

  • Die immer häufigeren Hitzeperioden können vor allem Älteren und Kranken gefährlich werden.

Angesichts jährlich Tausender Hitzetoter in Deutschland hat der Gesundheitsminister Karl Lauterbach einen nationalen Hitzeschutzplan angekündigt. «Wir müssen feststellen, dass wir in Deutschland gegen den Hitzetod nicht gut aufgestellt sind», sagte Lauterbach am Dienstag in Berlin. Es sei «nicht akzeptabel», wenn es jedes Jahr zwischen 5000 und 20’000 hitzebedingte Todesfälle gebe. «Es ist ein vermeidbarer Tod», betonte der Minister.

Deutschland werde als Folge des Klimawandels künftig von Hitzewellen stärker betroffen sein. «Wenn wir nichts unternehmen, werden wir jedes Jahr mehrere Tausend Menschenleben verlieren, unnötigerweise», sagte Lauterbach. Man müsse auch darüber sprechen, ob bei bestimmten Temperaturen zum Beispiel Sportturniere noch stattfinden könnten.

Alte und Kranke sollen gezielt angesprochen werden

Lauterbach plant einen Hitzeschutzplan nach dem Vorbild Frankreichs, der unterschiedliche Schweregrade einer Hitzewelle festlegt und mit jeweils konkreten Massnahmen verknüpft. Als Beispiele nannte er die gezielte Ansprache von kranken und alten Menschen, die Aufklärung über Symptome eines drohenden Hitzschlags und Schutzmassnahmen.

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Auch die Möglichkeit von Kälteschutzräumen und kostenlosen Wasserspendern werde geprüft. Der Minister will dazu in Kürze Verantwortliche aus Pflege, Ärzteschaft, Kommunen, Ländern und Kliniken zusammenbringen und in den kommenden Wochen an einem nationalen Hitzeschutzplan arbeiten.

«Hitzeschutz wurde in Deutschland verschlafen»

Noch im vergangenen Jahr sah die Bundesregierung keine Notwendigkeit für einen nationalen Hitzeaktionsplan und verwies auf die Zuständigkeit der Kommunen. Der Grünen-Politiker Johannes Wagner, Mitglied im Gesundheitsausschuss des Bundestags, kritisierte, während Frankreich schon vor 20 Jahren Konsequenzen aus den Hitzesommern gezogen habe, «wurde Hitzeschutz in Deutschland lange verschlafen». «Wir dürfen keine weitere Zeit verlieren.»

Gemeinsam mit dem Deutschen Pflegerat und der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (Klug) will die Bundesärztekammer am Mittwoch mit einem Hitzeaktionstag auf die Missstände bei der Hitzeprävention aufmerksam machen. Sie fordern, dem Hitzeschutz Priorität einzuräumen und Hitzeaktionspläne für Kommunen sowie für Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen, Not- und Rettungsdienste sowie in der Arbeitswelt verpflichtend zu machen.

Pflegerat sieht Hitzeschutz als «absolut alternativlos»

Auch die Mitarbeiter in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen müssten für Massnahmen sensibilisiert werden. Trotz des angespannten Arbeitsalltags und der dünnen Personaldecke sei Hitzeschutz «absolut alternativlos», sagte Jana Luntz, Präsidiumsmitglied des Deutschen Pflegerats. Der Klug-Vorstandsvorsitzende Martin Herrmann warnte, Hitzetod sei «ein stilles Sterben». In der Öffentlichkeit müsse klar werden, dass Hitze «für alle Menschen potenziell lebensgefährlich» sei.

Als Folge des Klimawandels mehren sich auch in Deutschland heisse Tage mit mehr als 30 Grad Celsius, und es kommt zu längeren Hitzeperioden. Das birgt vor allem für Alte, Kranke und Kinder Gesundheitsgefahren. Nach Einschätzung von Experten ist Deutschlands Gesundheitssystem bislang nicht für extreme Hitzewellen gerüstet.

Allein im vergangenen Jahr kam es zu mehr als 4500 hitzebedingten Todesfällen. In den drei Sommern 2018 bis 2020 starben in Deutschland dem Robert Koch-Institut zufolge sogar mehr als 19’000 Menschen aufgrund der Hitze.

Das rät das BAG Personen, die unter der Hitze leiden

Auf seiner Website gibt das BAG diverse Tipps, wie mit der Hitze umgegangen werden soll. Grundsätzlich rät der Bund, sich bei Meteo Schweiz oder Alertswiss zu informieren. Risikopersonen wie ältere oder kranke Leute im familiären Umfeld sollen derweil besonders geschützt und gepflegt werden.

Zudem gibt das BAG beim Kampf gegen die Hitze diese konkreten Tipps:

  • Vermeiden Sie zur heissesten Tageszeit anstrengende körperliche Tätigkeiten.

  • Trinken Sie regelmässig (mind. 1,5 Liter pro Tag) und verzichten Sie auf alkoholische oder gesüsste Getränke.

  • Essen Sie kleinere, leichtere und häufigere Mahlzeiten.

  • Konsumieren Sie wasserreiches Obst und Gemüse und meiden Sie fettreiche und schwer verdauliche Nahrung.

  • Salzhaltige Lebensmittel helfen, den durch das Schwitzen verursachten Mineralverlust auszugleichen.

  • Risikogruppen sollten ihre Ernährung mit einer Fachperson besprechen.

  • Tragen Sie luftige Kleidung und nutzen Sie leichte Bettwäsche.

  • Nehmen Sie kühle Duschen oder Bäder. Auch kühlende Lotionen, kalte Tücher auf Stirn und Nacken sowie kalte Fuss- und Handbäder helfen, den Körper zu kühlen.

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(AFP/bho)

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