BaselLehrerin klagt an – «Hände am Hintern und zum Lapdance aufgefordert»
In einem Video auf Instagram berichtet eine Basler Lehrperson von sexuellen Übergriffen während der Arbeitszeit. Sie prangert an, dass es an den Schulen weder Prävention noch Hilfsangebote gebe. Das Erziehungsdepartement widerspricht.
Darum gehts
«In den sechs Jahren meiner Tätigkeit habe ich sechs sexualisierte Übergriffe von verschiedenen Tatpersonen erlebt», so der schockierende Bericht einer Lehrperson aus Basel-Stadt, die, zu ihrem Schutz anonym, mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit geht. In einem Instagram-Video, das der Verband Öffentlicher Dienste (Vpod) der Region Basel am Montagabend publiziert hat, bricht sie ihr Schweigen.
Sie spreche «nicht einfach» von sexistischen Sprüchen. Die sexuellen Übergriffe seien körperlich. «Eine Hand am Hintern, zwei Hände am Hintern», beschreibt die betroffene Person. Doch damit nicht genug: Sie sei auch schon dazu aufgefordert worden, einen Lapdance aufzuführen.
Der Vpod Region Basel versichert: Das Video sei echt, die Frau, die im Video zur Sprache komme, sei eine Lehrperson in Basel-Stadt. 20 Minuten konnte indes nicht selbst mit der Betroffenen sprechen. Im Rahmen des Frauenstreiks vom 14. Juni wollte die Betroffene zum Thema sensibilisieren, so Vpod-Sprecher Nicola Goepfert. Denn sie stehe nicht alleine da: Die Lehrperson wisse von zwei weiteren Kolleginnen, die ebenfalls sexualisierte Übergriffe erlebt hätten, wie sie im Video schildert. «Das Problem besteht», nun fordere sie, dass es behoben wird, dass Mädchen, Frauen und queere Menschen sicher leben können.
Keine Prävention sexualisierter Gewalt
Die Frau prangert an: «An Basler Schulen gibt es keine Prävention sexualisierter Gewalt für die Mitarbeitenden.» Nach einem Übergriff sei unklar, wohin sich die Opfer wenden sollten. «Und Beratung ist schwer zu finden und unzureichend.»
Der Vpod hat sich bereits in einem Brief an Regierungsrat und Vorsteher des Erziehungsdepartements Conradin Cramer gewendet. Im Schreiben heisst es etwa: «Es braucht klare Verfahrenswege und Ansprechpersonen in jedem Schulhaus. Diese müssen allen Mitarbeitenden bekannt sein.»
Das Erziehungsdepartement sagt auf Anfrage von 20 Minuten, dass einzelne Fälle von Meldungen über «sexuelle Belästigung / sexualisierte Gewalt» bekannt seien. Dem Vorwurf, dass es für Betroffene keine Anlaufstellen gebe, widerspricht Mediensprecher Gaudenz Wacker. Mit dem Angebot «PZ.BS» bestehe bereits eine Anlaufstelle für Opfer. Auch «speziell ausgebildete» Vertrauenspersonen im Erziehungsdepartement könnten kontaktiert werden.
«Anlaufstellen gibt es»
Überdies werde zurzeit ein Konzept betreffend «Prävention gegen sexualisierte Gewalt an den Volksschulen» erarbeitet. «Ziel dabei ist, dass alle Schülerinnen und Schüler über die gesamte Schullaufbahn an altersgerecht gestalteten Präventionsprogrammen teilnehmen», so Wacker.
Das Erziehungsdepartement bittet die Person, die im Video ihre Erfahrungen schildert, sich mit einer dieser Stellen in Verbindung zu setzen. «Die Vertrauenspersonen unterstehen der Schweigepflicht und haben die Aufgabe, Betroffene vertraulich bei der Problemlösung zu unterstützen», so Wacker.
Wirst du oder wird jemand, den du kennst, sexuell belästigt?
Hier findest du Hilfe:
Belästigt.ch, Onlineberatung bei sexueller Belästigung am Arbeitsplatz
Verzeichnis von Anlaufstellen
Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz