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EcuadorLeser-Reporter wird Zeuge vom Krieg gegen Drogen

Sie überwacht Drogenschmuggler und Piraten: In Ecuador haben Fischer eine Militärdrohne geborgen, die vor ihren Augen abgestürzt ist. Ein Leser-Reporter war dabei.

Zora Schaad
von
Zora Schaad

Am vergangenen Donnerstagvormittag kam in der Kleinstadt Canoa plötzlich Aufregung auf: 200 Meter vom Ufer entfernt ragte ein Flügel aus dem Wasser. Ein Leser-Reporter, der dort Ferien macht, beobachtete die Szene: «Drei Fischerboote fuhren raus und begannen, mit Tauen und Bojen eine grosse Drohne an Land zu ziehen. Mithilfe der Brandung und eines einfachen Karrens gelang es, sie ans Ufer zu bringen.»

Rund um die acht Meter breite Drohne hätten sich Dutzende Schaulustige versammelt, und nach kurzer Zeit seien auch Beamte der Polizei und der ecuadorianischen Marine aufgetaucht. «Über uns kreiste ein einmotoriges Flugzeug, das wahrscheinlich nach der Drohne suchte», so der Schaffhauser. Und noch etwas fiel ihm auf: Als Kinder die Kugel am Bauch der Drohne berührt hätten, habe sie sich bewegt. «Ich bin sicher, dass das eine Kamera war, mit der die Küste aus der Luft überwacht wurde. Offenbar hat sie den Sturz unbeschadet überstanden.»

Wem gehört die Überwachungsdrohne?

Während der Leser eine amerikanische Spionagedrohne vermutet, zeigen Recherchen von 20 Minuten , dass es sich bei dem in Ecuador abgestürzten Fluggefährt (unmanned aerial vehicle, UAV) mit grosser Wahrscheinlichkeit um einen IAI Searcher handelt, der in den 1980er-Jahren in Israel entwickelt wurde. Das grosse UAV wird von mehreren Armeen verwendet – darunter auch von der ecuadorianischen Marine. Diese setzt die UAVs in ihrem Krieg gegen die Drogenkartelle ein. In Kombination mit Schnellbooten kann die Armee so Schiffe von Drogenhändlern, aber auch von Piraten und Schmugglern identifizieren und festhalten.

«Der Hauptvorteil dieser UAVs ist ihre Fähigkeit, sehr lange in der Gegend zu bleiben», sagte der Kommandant Segundo Izurieta gegenüber «Dialogo Americas». Ein normales Flugzeug müsse alle vier Stunden aufgetankt werden, aber diese UAVs könnten bis zu 19 Stunden unbemerkt in der Luft bleiben und sich einem verdächtigen Schiff nähern. «Wenn die Küstenwache weit weg ist, behalten wir das Schiff bis zu ihrem Eintreffen im Auge.»

200 Tonnen Kokain jährlich

Die Lage am Pazifischen Ozean im Westen und die Grenzen zu den grossen Kokainproduzenten Kolumbien und Peru machen Ecuador seit langem zu einer beliebten Zwischenstation für Drogenhändler. Bereits in den 1970er-Jahren soll der Drogenbaron Pablo Escobar peruanisches Koka über Ecuador nach Kolumbien geschmuggelt haben, wo die Pflanze anschliessend zu Kokain verarbeitet wurde. Bis zu 200 Tonnen Kokain passieren das Land jedes Jahr, davon sind rund 60 Prozent für die Vereinigten Staaten bestimmt, während der grosse Rest nach Europa verschifft wird.

Auch für chemische Grundstoffe und für amerikanische Heroinhändler soll Ecuaodor ein wichtiges Transitland sein. Insbesondere die Hafenstadt Guayaquil soll nach Informationen von Insight Crime ein Treffpunkt für internationale kriminelle Gruppen und ein Lagerzentrum für Drogen sein. Immer wieder beschlagnahmen ecuadorianische Behörden tonnenschwere Sendungen von Kokain.

Abgestürzt – wegen Wolken am Himmel

Kommandant Segundo Izurieta äussert sich stolz über seine Flotte. Ecuador übernehme mit dem Einsatz von UAVs gegen den Drogenhandel in Südamerika eine Pionierrolle. Militärische Delegationen aus verschiedenen Ländern seien schon gekommen, um sich die Arbeit zeigen zu lassen. Allerdings scheinen die Fluggeräte anfällig zu sein. Wie die Zeitung «El Universo» schreibt, wird vermutet, dass die Drohne das Signal für den Kontakt verloren hatte, weil der Himmel bewölkt gewesen sei. Dass das 500 Kilo schwere Fluggerät beim Absturz kein Fischerboot und keine Schwimmer getroffen hat, war pures Glück.

Aníbal Sánchez, Kapitän von Puerto de Bahía de Caráquez, sagte, dass diese unbemannten Flugzeuge von der Militärbasis in Manta aus gestartet würden. Dahin wurde das UAV nach seiner Bruchlandung zur Schadensinspektion auch wieder zurückgebracht.

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