Licht aus im Gazastreifen
Drei Tage nach der Abriegelung des Gazastreifens durch Israel ist die Blockade für die Palästinenser schmerzhaft spürbar geworden. Das einzige Elektrizitätswerk musste abgeschaltet werden.
Schuld daran war das Ausbleiben der Öllieferungen, wie der Werksleiter am Sonntagabend mitteilte. Zuvor war bereits eine der beiden Turbinen gestoppt worden.
Ein Produktionsstopp werde fatale Folgen für Spitäler und die Wasserversorgung haben, warnte der Werksleiter. Das Werk versorgt ein Drittel der Haushalte in dem Küstengebiet mit Strom. Im Gazastreifen leben rund 1,5 Millionen Menschen.
Verletzung der Menschenwürde
Der Sprecher der UNO-Agentur für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA), Christopher Gunness, kritisierte die Grenzblockade scharf. Menschen den Zugang zu Grundlebensmitteln wie Wasser zu verwehren, verletze die Menschenwürde, sagte er. «Es ist schwer, die Logik nachzuvollziehen, weshalb Hunderttausende ohne Grund leiden sollen.»
Auch der jordanische König Abdullah II. äusserte sich besorgt über die humanitäre Lage. Bei einem Treffen mit Botschaftern mehrerer europäischer Länder verurteilte er laut einer Mitteilung des Königspalastes zudem die Angriffe der israelischen Armee in dem Gebiet. Diese führten zum «Tod Unschuldiger».
Blockade beibehalten
Ungeachtet dessen kündigte die israelische Regierung ihr Festhalten an der Grenzblockade an. Das Kabinett habe in seiner wöchentlichen Runde beschlossen, «den Druck aufrechtzuerhalten», sagte ein ranghoher Regierungsmitarbeiter in Jerusalem.
Israel hatte den Gazastreifen als Reaktion auf palästinensische Raketenangriffe am Donnerstag abgeriegelt. Die Palästinenserführung sprach sich deshalb für ein sofortiges Ende der Raketenangriffe aus. Sie brächten nichts als Unglück, sagte der palästinensische Ministerpräsident Salam Fajad am Samstag.
Hamas-Sprecher Taher el Nunu rief angesichts der Versorgungsengpässe Ägypten zur Öffnung des Grenzübergangs Rafah auf. Dieser ist seit der Machtübernahme der Hamas im vergangenen Juni geschlossen.
Armee dringt ein
Die israelische Armee drang auch am Wochenende mehrfach in den Gazastreifen ein. Am Samstag wurden bei einem Luftangriff zwei Hamas-Kämpfer getötet, vier weitere Menschen wurden verletzt. Im nördlichen Gazastreifen griff die Armee Raketenwerfer aus der Luft an. Zehn Palästinenser wurden bei Einsätzen am Boden festgenommen.
Die Kämpfe zwischen Israelis und Palästinensern hatten sich in der vergangenen Woche verschärft; seit Dienstag starben bei israelischen Luftangriffen auf den Gazastreifen mindestens 35 Menschen. (sda)