Aktualisiert

Falsche OrgasmenLieber vortäuschen als enttäuschen

Die Wahrscheinlichkeit, dass Ihre Partnerin schon mal einen Orgasmus vorgetäuscht hat, ist hoch: Ungefähr drei von vier Frauen haben es bereits getan, wie eine Online-Umfrage zeigt.

von
hes

Was Meg Ryan im Film «Harry und Sally» gezeigt hat, kommt häufiger vor, als man denken könnte: einen Orgasmus simulieren. Vielleicht nicht unbedingt öffentlich und im Restaurant, dafür aber umso öfter im heimischen Bett. Dies ergab eine nicht-repräsentative Umfrage von 20 Minuten Online unter 2285 Lesern.

«Das würde mir nie passieren» ist ein Spruch, den man von Männern beim Thema vorgetäuschte Orgasmen häufig hört. Doch das Gegenteil ist der Fall: 71 Prozent aller befragten Frauen haben zugegeben, schon einmal einen sexuellen Höhepunkt simuliert zu haben. Das bedeutet gleichzeitig, dass – bis zu – 71 Prozent aller Männer bereits getäuscht wurden. Die Gründe dafür sind verschieden: Während die Hälfte ihre(n) Partner(in) nicht enttäuschen wollte, gab ein Viertel an, dass sie «es einfach schnell hinter sich bringen» wollten. Kurios: Immerhin 9 Prozent erregt es grundsätzlich, Orgasmen vorzutäuschen.

Keine Gewissensbisse, kaum Konsequenzen

Wer jetzt aber auf ein schlechtes Gewissen der Simulanten hofft, der irrt: Drei Viertel aller geständigen Frauen finden es absolut okay, den Partner im Glauben zu lassen, man sei gekommen. Auch könnte man meinen, dass derart unbefriedigende Sex-Erlebnisse entsprechende Konsequenzen haben müssten. Doch weit gefehlt: 52 Prozent haben «weitergeschnackselt» wie bisher. Nur 12 Prozent suchen ihren Sex-Partner seither besser aus. Interessant: Etwa ein Drittel nahm die Erfahrung zum Anlass, dem Bettgenossen zu sagen, was man besonders erregend findet, um solche Situationen in Zukunft zu vermeiden.

Leistungsdruck im Bett?

Doch nicht nur Frauen täuschen Orgasmen vor: In der Umfrage gab auch fast ein Viertel aller Männer zu, schon einmal ein X für ein U vorgemacht zu haben. Wie unbemerkt das geblieben ist, ist zwar nicht bekannt, trotzdem fühlt sich das «starke Geschlecht» offenbar einem gewissen Leistungsdruck ausgesetzt – und will auch dafür belohnt werden: Auf die abschliessende Frage, ob der Orgasmus unbedingt zum Sex dazugehöre, antworteten 45 Prozent der Männer mit «Ja» – im Gegensatz zu 23 Prozent bei den Frauen.

Sexualtherapeutin Gabriela Kirschbaum aus Brugg sieht ebenfalls einen gewissen Leistungsdruck im Bett als Grund für falsche Orgasmen. Und weil sich viele Männer als Liebhaber unzulänglich fühlen würden, wollen die Frauen sie nicht in ihrer Ehre kränken. «Dabei würde es das Leben für beide vereinfachen, wenn sie ihre Sexualität nicht auf den Orgasmus und Geschlechtsverkehr beschränken, sondern ihre Einstellung zum Sex ändern und ihn als Erlebnis betrachten.» Sie empfiehlt betroffenen Paaren, auch einmal verspielt an die Sache heranzugehen oder etwas Abwechslung ins Bett zu bringen, zum Beispiel indem sie den Partner mit erotischen Früchten verwöhnen. «Grundsätzlich aber sollte der Orgasmus nicht das Ziel jeder sexuellen Tätigkeit sein», so die Paarberaterin abschliessend.

Gabriela Kirschbaum ist seit 8 Jahren Sexualtherapeutin und Paarberaterin mit eigener Praxis in Brugg. www.praxis-sexualberatung.ch

Gabriela Kirschbaum ist seit 8 Jahren Sexualtherapeutin und Paarberaterin mit eigener Praxis in Brugg. www.praxis-sexualberatung.ch

Gabriela Kirschbaum ist seit 8 Jahren Sexualtherapeutin und Paarberaterin mit eigener Praxis in Brugg. www.praxis-sexualberatung.ch

Deine Meinung