Liegen die Berner bald in polnischen Billigsärgen?
Wer in Bern arm stirbt, hat Anrecht auf ein unentgeltliches Begräbnis. Unbehelligt von der Globalisierung wurden bisher dafür Gemeindesärge aus heimischem Holz gefertigt. Das könnte sich bald ändern.
Gestorben wird immer – deshalb gilt das Bestattungswesen als krisensicher. Doch jetzt schreibt die Stadt Bern den Auftrag für die Gemeindesärge neu aus. Wichtigstes Kriterium ist der Preis. «Es ist möglich, dass wir einen Anbieter berücksichtigen, der seine Särge im Ausland kauft», sagt Marc Heeb von der Gewerbepolizei.
Genau so kam es in Zürich: Ein polnischer Hersteller stach mit seinen Billigsärgen das lokale Gewerbe aus. Als es nicht gelang, die darauf folgende Empörungswelle zu glätten, machte die Regierung einen Vorschlag: Man könnte ja Arbeitslose zum Sargnageln abkommandieren – für 1000 Franken Monatslohn.
«Das ist Unsinn. Wenn es so weit kommt, müssen wir Leute entlassen», sagt Andreas Egli. Aus seiner Fabrik kam nicht nur der Zürisarg, sondern auch das Berner Modell. Das Holz dafür wird im Burgerwald geschlagen. Im Preis von 408.90 Franken sind neben Einsargung und Transport auch ein Kissen und ein Leichenhemd inbegriffen. «Man kann die Qualität nicht einfach vernachlässigen», sagt Egli. Er ist deshalb guter Dinge, dass die Stadt ihre verarmten Bürger weiterhin in Schweizer Särgen zur Ruhe bettet.
Patrick Marbach