
So sah es aus, das Bett mit dem raffinierten Fächer-Mechanismus. Es wurde 1882 gebaut.
Luxus purLiegst du in diesem Bett, fächern dir Frauen Luft zu
Fächernde Statuen, Musik und viel Prunk: Ist dieses fast 150 Jahre alte Bett die luxuriöseste Schlafgelegenheit aller Zeiten?

- von
- Meret Steiger
Der französische Silberbesteck-Hersteller La Maison Christofle bekam 1882 einen aussergewöhnlichen Auftrag: Ein anonymer Kunde wollte sich ein Bett bauen lassen, ein Prunkbett aus dunklem Holz, 290 Kilogramm Silber und vergoldeten Monogramm-Teilen. Am Kopfende wünschte sich der anonyme Auftraggeber sein Wappen: Es bestand aus zwei grossen Pelikanen und einem Schild mit drei senkrechten Zweigen, das von Sternen, einem Ritterhelm und einer Mondsichel gekrönt war.
Bewegliche Frauen-Statuen mit echten Haaren
All das Silber und der Prunk sind aber nicht das, was dieses Bett so einzigartig macht. Der Auftraggeber wünschte sich ausserdem als Verzierung vier lebensgrosse, hautfarbene Frauenfiguren, mit echtem Haar, Fächern in den Händen und beweglichen Armen und Augen. Durch einen in der Matratze eingebauten Mechanismus konnten die Fächer bewegt werden – und die Figuren zwinkern.

Die vier Frauen sollen laut Überlieferung eine Französin, eine Spanierin, eine Italienerin und eine Griechin darstellen.
Für diesen Mechanismus wurde extra ein Spieluhrmacher beigezogen, die Haare der Frauen wurden von einem der berühmtesten Coiffeure der damaligen Zeit frisiert. Die Figuren haben alle unterschiedliche Haarfarben und sollen laut Überlieferung je eine Frau aus Frankreich, Spanien, Italien und Griechenland darstellen.

Um den Mechanismus im Bett zu verbauen, wurde ein Spieluhrenmacher beigezogen. Wo sich das Bett heute befindet und ob es überhaupt noch existiert, ist nicht bekannt.
Auftraggeber erst 100 Jahre später bekannt
Damit nicht genug: Ein weiterer Mechanismus hat im 30-Minuten-Takt «Faust» von Charles Gounod gespielt. Jedes Mal, wenn der anonyme Kunde sich also in sein Bett gelegt hat, haben ihm Frauenstatuen Luft zugefächert und ihm zugezwinkert – unterlegt von Opernmusik.
Der Auftrag wurde unter höchster Geheimhaltung ausgeführt und bei Christofle erfuhr man erst 1983, 100 Jahre später, um wen es sich beim anonymen Käufer gehandelt hat: Es war Muhammad Sadiq Khan Abbasi IV., der Nawab von Bahawalpur, einem Fürstenstaat im heutigen Pakistan. Er war zum Zeitpunkt des Auftrags 20 Jahre alt.
Das Unternehmen Christofle existiert übrigens bis heute, das Bett ist allerdings verloren gegangen. Das einzige, was davon übrig ist, sind alte Fotos und Zeichnungen – diese wurden zuletzt 2009 im Victoria and Albert Museum in Grossbritannien gezeigt.
Würdest du gerne im Bett des Nawabs von Bahawalpur schlafen?