Berner Reitschule : Linksaktivisten besetzen die Grosse Halle

Aktualisiert

Berner Reitschule Linksaktivisten besetzen die Grosse Halle

Reitschüler protestieren gegen Reitschüler: Seit Dienstag ist ein Kulturraum der Berner Reitschule besetzt. Die rund 50 Aktivisten wollen damit ein Zeichen gegen den «Kommerz» setzen.

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miw
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Die Grosse Halle der Berner Reitschule war für vier Wochen besetzt.

Die Grosse Halle der Berner Reitschule war für vier Wochen besetzt.

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Die Kritik des Besetzerkollektivs: Der Trägerverein der Grossen Halle solle sein kommerzielles Handeln überdenken.

Die Kritik des Besetzerkollektivs: Der Trägerverein der Grossen Halle solle sein kommerzielles Handeln überdenken.

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Das Kollektiv «Die Wohlstandverwahrlosten» ist ein Zusammenschluss aus 30 bis 50 Personen. Die meisten seien zwischen 18 und 30 Jahre alt, teilten die Aktivisten mit.

Das Kollektiv «Die Wohlstandverwahrlosten» ist ein Zusammenschluss aus 30 bis 50 Personen. Die meisten seien zwischen 18 und 30 Jahre alt, teilten die Aktivisten mit.

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In der Grossen Halle der Berner Reitschule proben Theatergruppen, es wird getanzt und Musik gemacht. An vereinzelten Wochenenden werden grosse Partys wie der Mega-Event «We love Techno» (siehe Box) geschmissen und bis in die frühen Morgenstunden gefeiert.

Diese «Raum einnehmenden» Aktivitäten und kostenpflichtigen Angebote scheinen einigen Leuten aus den Reihen der eigenen Besucher gegen den Strich zu gehen. Die Grosse Halle wirke «wie eine Festung, die für die meisten nur schwer zugänglich sei», sagen die Kritiker.

Jetzt wird gebaut

So ist die Grosse Halle seit diesem Dienstag besetzt. Das Kollektiv «Die Wohlstandsverwahrlosten», bestehend aus 30 bis 50 Personen zwischen 18 und 30 Jahren, hat den Kulturraum der Reitschule vorübergehend eingenommen. An der schweren Holztür hat die junge Gruppe ein Transparent aufgehängt – «besetzt» steht mit grossen Lettern daraufgesprüht.

Das Kollektiv will die Halle mindestens für eine Woche besetzen. Zur Zeit bauen sie diverse Sachen ein: Eine Bühne, eine Küche, ein Sportfeld und eine Spielecke. Der Flohmarkt am Sonntag könne stattfinden, doch auf begrenztem Platz und das Kollektiv wolle keine Standmiete verlangen.

Gegen den Kommerz

Gegenüber journal-b.ch geben die beteiligten Aktivisten an, mit ihrer Eroberung die bestehenden Strukturen des Trägervereins der Grossen Halle anprangern zu wollen: «Es gibt Dinge in der Reitschule, mit denen sind wir nicht einverstanden und wollen deshalb eine Alternative bieten. Wir haben keinesfalls die Absicht, die Reitschule zu spalten. Wir möchten nur einen Denkanstoss liefern.»

Dass die am besten besuchten Orte der Reitschule wie Dachstock, Rössli oder Sous le Pont alle auf Konsum ausgerichtet seien, wolle man nicht länger dulden. Die Besetzung richte sich so vor allem auch gegen Grossveranstaltungen der Reitschule, die höhere Eintrittspreise verlangen.

«Wir können uns gut vorstellen, dass die Veranstaltungen des Trägervereins immer noch einen Platz in der Grossen Halle haben können, jedoch nach unseren Grundsätzen, beispielsweise sollen keine Eintritte mehr verlangt werden», heisst es von Seiten der Besetzer im Interview mit dem Online-Magazin.

«Wichtig für uns ist, dass die Grosse Halle zu einem offenen Raum wird. Es gab in den letzten Jahren selten Anlässe, die wirklich offen waren, bei dem jeder und jede einfach reinspazieren konnte.» Die Grosse Halle solle jetzt endlich zu einem Freiraum werden, den alle nutzen können.

Überfall auf Party

Die «We love Techno»-Party in der Grossen Halle der Reitschule wurde wegen ihrem Eintrittspreis um die 50 Franken bereits in der Vergangenheit zum Zankapfel unter Reitschulgängern. So wurde die Premiere im Herbst 2014 von 50 Vermummten gestürmt. Die Krawallmacher plünderten 13'500 Franken aus dortigen Kassen und leerten sämtlich Kühlschränke. Schliesslich öffneten die Eindringlinge alle Türen der Grossen Halle, um anderen Nachtschwärmern kostenlosen Zutritt zum Fest zu verschaffen.

Der gewaltsame Überfall hatte ein Nachspiel: Einer der Vermummten konnte identifiziert werden und wurde von der Berner Justiz verurteilt. Für den Veranstalter entstand ein fünfstelliger Sachschaden.

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