Bundesamt für StatistikLöhne steigen – und trotzdem hast du weniger Geld im Portemonnaie
Die Nominallöhne in der Schweiz haben sich im vergangenen Jahr um 0,9 Prozent erhöht. Weil aber gleichzeitig die Teuerung um 2,8 Prozent anzog, resultiert eine Schwächung der Kaufkraft um fast zwei Prozent.
Darum gehts
2022 stiegen die Löhne zwar nominell um fast ein Prozent – dennoch gibt es keinen Grund zur Freude.
Denn die mit 2,8 Prozent starke Teuerung sorgte dafür, dass uns im Schnitt rund zwei Prozent weniger Geld zur Verfügung steht.
Nur in einer einzigen Branche stieg das effektive Einkommen an.
Wie das Bundesamt für Statistik BFS mitteilt, erhöhten sich 2022 die Nominallöhne gegenüber dem Vorjahr durchschnittlich um 0,9 Prozent. Bei den wichtigsten Gesamtarbeitsverträgen (GAV), denen fast eine halbe Million Arbeitnehmende angeschlossen sind, wurde für 2022 per Kollektivvertrag eine Effektivlohnerhöhung von plus 0,3 Prozent vereinbart.
Das bedeutet aber nicht, dass wir nun mehr Geld in der Tasche haben. Denn der laut BFS insbesondere durch die höheren Gas-, Öl-, Auto- und Mietpreise verursachte Anstieg des Preisniveaus führte Ende 2022 zu einer aussergewöhnlichen Teuerung von 2,8 Prozent. Und aufgrund der Anpassung der Nominallöhne an die Teuerung verringerte sich die durchschnittliche Kaufkraft der Arbeitnehmenden um 1,9 Prozent.
Dabei entwickelten sich die Löhne nicht überall gleich. Im Dienstleistungssektor etwa nahmen die Nominallöhne mit durchschnittlich plus einem Prozent etwas stärker zu als im Industriesektor. Die grössten nominalen Zunahmen verbuchten die Branchen Versicherungen mit 2,7 Prozent sowie Informationstechnologie und -dienstleistungen mit 2,4 Prozent. Etwa in den Branchen Post-, Kurier- und Expressdienste (minus 0,3 Prozent ) sowie Kunst, Unterhaltung und Erholung mit minus 1,4 Prozent waren die Nominallöhne hingegen rückläufig.
Bist du mit deinem Lohn zufrieden?
Unterschiede auch nach Geschlecht
Unterschiede gibts auch zwischen den Geschlechtern: 2022 erhöhten sich die Nominallöhne der Männer durchschnittlich um 1,1 Prozent, die der Frauen stiegen mit 0,8 Prozent weniger stark.
Bei den Reallöhnen, also der tatsächlichen Kaufkraft, sind die Unterschiede ebenfalls beträchtlich: Die Entwicklung schwankte zwischen minus fünf und plus 1,2 Prozent – im Schnitt verringerte sich das reale Einkommen um 1,9 Prozent. Einzig in der Branche Kokerei und Mineralölverarbeitung, Herstellung von chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen stiegen die Reallöhne im Jahr 2022 um 1,2 Prozent an, in allen anderen Wirtschaftszweigen ging die Kaufkraft der Löhne zurück.
Gewerkschaftsbund fordert Lohnerhöhungen
Die Situation beim Lohn und bei der Kaufkraft der Schweizer Arbeitnehmenden sei besorgniserregend. Viele Arbeitgeber würden sich weigern, nur schon die Teuerung auszugleichen. Das teilt der Schweizerischer Gewerkschaftsbund SGB mit.
Im Branchenvergleich seien es ausgerechnet diejenigen Branchen, in denen die Löhne eher tief seien, die schlechter abschneiden würden – so das Gastgewerbe, die Post-, Kurier- und Expressdienste, der Detailhandel oder der Bau. «Völlig in die falsche Richtung geht auch die Lohnentwicklung der Geschlechter. Die Frauenlöhne stiegen mit 0,8 Prozent schlechter als diejenigen der Männer (1,1 Prozent), obwohl die Frauen immer noch 1500 Franken weniger Lohn pro Monat haben (Vollzeit)», so der SGB weiter.
Bei den Löhnen müsse es aufwärtsgehen, so die Forderung. Ein erster Schritt erfolgte auf 2023 – indem Lohnerhöhungen von gegen 2,5 Prozent ausgehandelt wurden.» Eine einigermassen faire Lohnpolitik setzt aber den Teuerungsausgleich plus eine Beteiligung an den Produktivitätsfortschritten voraus. Der Nachholbedarf bei den Löhnen ist entsprechend gross», schreibt der SGB.
Besonders hoch sei der Nachholbedarf bei den Frauen, «die oft zu relativ tiefen Löhnen Arbeiten mit grosser Verantwortung machen». Die Frauen würden am 14. Juni im Rahmen des feministischen Streiks ein klares Zeichen setzen, dass hier ein Ruck durch die Schweiz gehen müsse.
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