Ab wann lohnt sich eine Solaranlage auf dem Balkon?

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NachgerechnetLohnt sich eine Solaranlage auf dem Balkon?

Strom mit Sonnenenergie selber produzieren: Was kostets und ab wann kommt man über die Gewinnschwelle? 20 Minuten hat nachgerechnet.

von
Fabian Pöschl
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Ab wann rentiert sich die Photovoltaikanlage auf dem Balkon?

Ab wann rentiert sich die Photovoltaikanlage auf dem Balkon?

IMAGO/Panthermedia
Ab acht Jahren, wie die Rechnung von Energieexperte Elias Estermann von der Energieberatungsfirma Oekowatt zeigt.

Ab acht Jahren, wie die Rechnung von Energieexperte Elias Estermann von der Energieberatungsfirma Oekowatt zeigt.

20 Minuten
Mit einer kleinen Anlage lässt sich die Stromrechnung senken, allerdings nicht auf null.

Mit einer kleinen Anlage lässt sich die Stromrechnung senken, allerdings nicht auf null.

20min/Anna Bila

Darum gehts

  • Die Strompreise steigen.

  • Lohnt sich jetzt die Stromproduktion mit Sonnenenergie?

  • Das bringt die Solaranlage auf dem Balkon.

Die Strompreise sind zum Teil stark gestiegen, in manchen Regionen um 263 Prozent. Glücklich sind Hausbesitzende mit Solaranlage auf dem Dach, die eigenen Strom produzieren und damit sogar Geld machen können, wenn sie den Strom einspeisen.

In den meisten Kantonen muss bei Neubauten bereits eine Solaranlage auf dem Haus stehen. Ab nächstem Jahr gilt die Pflicht schweizweit für neue Gebäude mit einer Fläche von mehr als 300 Quadratmetern. Die Politik drängt im Zuge der Energiewende auch auf eine Pflicht für Altbauten.

Lohnt sich eine Solaranlage auch für Mietwohnungen auf dem Balkon? Elias Estermann, Experte der Energieberatungsfirma Oekowatt, macht für 20 Minuten die Rechnung.

  • Anlage: Eine handelsübliche Plug-and-Play-Lösung mit 600 Watt, also einer theoretischen Spitzenleistung von 0,6 Kilowattpeak, kostet in Schweizer Onlineshops laut Estermann ab 900 Franken. Die Preisspanne reiche bis 1500 Franken. Er rät zum Preisvergleich auf Webseiten wie Topten.ch. Die Lieferfristen seien relativ lange.

  • Einbau: Installationskosten gibt es mit einer solchen Lösung keine, sie hat einen normalen Anschluss mit 3-Pol-Stecker, also null Franken. Nötig sei aber eine Aussensteckdose. Meist sei sie schon vorhanden, sonst müsse sie ein Elektriker einbauen. Es gelte auch, die Vorgaben des Vermieters oder der Stockwerkeigentümerschaft zu beachten, ob die Anlage erlaubt ist. Gewisse Kantone wie Aargau verlangen zudem ein Baugesuch.

  • Stromproduktion: Mit einer installierten Leistung von 0,6 Kilowattpeak lassen sich auf dem Balkon und damit bei weniger Sonneneinstrahlung als auf dem Dach laut Estermann etwa 450 Kilowattstunden pro Jahr produzieren. Mit einer solchen Anlage sei zudem eine Rücklieferung der elektrischen Energie ins Netz nicht möglich. Wenn also im Haushalt weniger Strom gebraucht wird als die Anlage gerade produziert, wird diese Elektrizität nicht entschädigt.

  • Jährliche Ersparnis: Bei einem Strompreis von beispielsweise 25 Rappen pro Kilowattstunde führt die Plug-and-play-Anlage zu Stromkosteneinsparungen von etwa 112.50 Franken pro Jahr (0.25 x 450). In vielen Gemeinden liege der Strompreis aber um einiges höher.

  • Gewinnschwelle: 900 Franken für die Anlage geteilt durch 112.50 Franken jährliche Stromersparnis = Nach acht Jahren Investitionskosten eingespielt.

  • Lebensdauer der Solaranlage: Die Garantiedauer beträgt im Normalfall nur die zwingenden zwei Jahre. Eine Solaranlage hat aber kaum bewegliche Teile, die sich abnutzen, und sollte deshalb laut Estermann etwa 20 Jahre halten. Allenfalls müsse der Wechselrichter ersetzt werden, der den Strom für die Geräte an der Steckdose aufbereitet. Dieser lasse sich aber auch einzeln kaufen.

Der durchschnittliche jährliche Stromverbrauch eines Vierpersonen-Haushalts beträgt gemäss Bundesamt für Energie (BFE) ungefähr 3500 Kilowattstunden. «450 Kilowattstunden mit der Solaranlage decken deshalb nur einen kleinen Teil des Strombedarfs», sagt Estermann.

Doch falls möglich, rät der Experte zur Anlage auf dem Balkon. «Auch wenn sich die Plug-and-Play-Lösung erst in acht Jahren rentiert, leistet sie einen Beitrag zur Energiewende. Ausserdem lernt man so den eigenen Stromverbrauch besser kennen und versucht, diesen automatisch zu senken», sagt der Energieexperte.

Grosse Solar-Lösungen lohnen sich mehr

Viel lohnender als eine kleine Anlage auf dem Balkon seien grosse Lösungen auf den Dächern. «Mit grossen Anlagen kann der Skaleneffekt genutzt werden, was zu tieferen Investitionskosten pro installierter Leistung führt. Dies ebenfalls mit positivem Effekt auf die Energiekosten der Bewohnerinnen und Bewohner unter dem Dach», so Estermann. Mit der Dachlösung lasse sich dann auch Strom ins Netz einspeisen und verkaufen.

Je nach Energieversorgungsunternehmen gibt es dafür unterschiedlich viel Vergütung. Vor einigen Jahren war dieser Preis bei wenigen Rappen pro Kilowattstunde, zwischenzeitlich waren es aufgrund der Turbulenzen an den Energiemärkten über 40 Rappen und derzeit bei um die 20 Rappen.

Kassensturz-Testsieger

Die SRF-Konsumentensendung Kassensturz hat verschiedene Solaranlagen getestet, die sich für den Balkon eignen. Das sind die Testsieger:

  • Note 5: Erneuer.bar, Plug & Play, Solar, 550 Fr.

  • Note 4,9: Solarblitz, Plug & Play, Solaranlage, 650 Fr.

  • Note 4,8: Energiegenossenschaft Schweiz, Ade!geranium, 560 Fr.

  • Note 4,8: Solarbalkon, 700 Fr.

  • Note 4,5: Auto Solar AG, Solarkraftwerk für Balkon, 895 Fr.

  • Note 4,4: Go Solar, Plug & Play Solar Kit, 1569 Fr.

  • Note 4,3: Photovoltaik-Shop, EET Schweiz, LightMate, 739 Fr.

Estermann erklärt die Preissprünge damit, dass sich die Unternehmen am Referenzmarktpreis an der Strombörse orientieren. «Die Preise werden sich in nächster Zeit wohl zwischen zehn bis 15 Rappen einpendeln», so Estermann.

Wer eine Solaranlage aufs Dach bauen wolle, bekommt dafür zudem finanzielle Unterstützung vom Bund. Wie viel die Solaranlage auf dem Dach kostet, zeigt ein Onlinerechner vom BFE

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