Ex-Spiegel-JournalistLügenreporter Claas Relotius ist jetzt Texter bei einer Top-Werbeagentur
Claas Relotius hat nach dem nach ihm benannten Medienskandal in Hamburg einen neuen Job angetreten.

Der Spiegel-Journalist Claas Relotius: Der heute 37-Jährige ist für den grössten Betrugsfall in der deutschen Medienlandschaft seit den gefälschten Hitler-Tagebüchern 1983 verantwortlich.
Darum gehts
Im Journalismus hat Claas Relotius nach dem 2019 aufgeflogenen Lügen-Skandal keine Chance mehr.
Doch jetzt ist für den einst Gefeierten und tief Gefallenen eine Türe aufgegangen.
Relotius soll bei einer renommierten deutschen Werbeagentur als Texter arbeiten.
Claas Relotius, der einst preisüberhäufte und dann aufgeflogene Lügen-Reporter des deutschen Magazins «Der Spiegel», hat einen neuen Job: Seit kurzem arbeitet er als Texter für die renommierte Hamburger Werbeagentur Jung von Matt. Das hat die «Bild»-Zeitung erfahren.
Ein beruflicher Volltreffer für 37-Jährigen, der nach dem Relotius-Skandal im Journalismus keine Zukunft mehr hatte. Jung von Matt zählt zu Deutschlands wichtigsten Agenturen und steht hinter Saturns «Geiz ist geil» oder E-Bays «3-2-1, meins!». Auch die Schweizer Filiale ist mit Kunden von Swisscom, Coop und Mobiliar der Big Player. Finanziell wird sich der einst preisgeldverwöhnte Relotius allenfalls etwas einschränken müssen. In Deutschland beträgt das durchschnittliche Jahresgehalt bei Jung von Matt zwischen umgerechnet 31’703 Franken und 96’211 Franken, um die Lohnzufriedenheit steht es gemäss einem Bewertungsportal nicht besonders (2,7 von 5 Punkten). Zur Anstellung des skandalumwitterten neuen Mitarbeiters äusserte sich die Agentur nicht.
Juan Moreno liess Claas Relotius auffliegen
Relotius hatte sich vom Star- in einen Skandal-Journalisten gewandelt, nachdem sein Arbeitskollege Juan Moreno Ungereimtheiten in dessen Texten und «Recherchen» fand und gegen alle Widerstände aus den Spiegel-Chefetagen immer noch mehr Erfindungen an den Tag brachte (Moreno schrieb darüber ein Buch, das eben erst auch verfilmt wurde).
So zeigte sich, dass Relotius in einem Artikel über Texas sechs Seiten über ein Zeugenprogramm bei Hinrichtungen schrieb, das es in Texas gar nicht gibt. Und in einem Text über Trump-Wähler in Minnesota ging es um eine Stadt, über die auf zehn Seiten weder Strassennamen noch Wahlergebnisse stimmten.
Dem Schweizer Magazin «Reportagen» sagte Relotius, dass von seinen insgesamt 120 Spiegel-Artikeln und Texten in seiner Journalistenzeit «die allerwenigsten» korrekt waren. Er begründet sein Handeln mit «Realitätsverlust» und «psychotischen Störungen». Anfang Dezember 2018 hatte Relotius den Deutschen Journalistenpreis erhalten. Kurz darauf, am 17. Dezember, kündigte er beim «Spiegel», zwei Tage später machte das Haus den Skandal in eigener Sache bekannt – ein Tiefpunkt für das renommierte Magazin.
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