Antisemitismus-VorwürfeLufthansa verweigert orthodoxen Juden den Flug – jetzt folgt die Entschuldigung
Weil sich einige Fluggäste nicht an die Corona-Regeln gehalten haben, liess die Lufthansa alle erkennbar orthodoxen Juden am Flughafen stehen. Die deutsche Airline räumt nun Fehler ein.
Darum gehts
Rund 100 orthodoxen Juden ist das Boarding in eine Lufthansa-Maschine verweigert worden.
Betroffen davon waren auch Personen, die sich an die Corona-Regeln gehalten haben.
Die Lufthansa hat sich nun bei allen Fluggästen entschuldigt und eine weitere Aufklärung des Falls angekündigt.
Die Lufthansa hat sich dafür entschuldigt, dass sie in der vergangenen Woche einer Gruppe orthodoxer Juden den Weiterflug von Frankfurt nach Budapest verweigert hat. «Lufthansa entschuldigt sich ausdrücklich bei den Gästen», hiess es in einem Tweet der Fluggesellschaft. «Die Ereignisse stehen nicht im Einklang mit unseren Werten.» Uwe Becker, Antisemitismusbeauftragter des Bundeslands Hessen, forderte die Lufthansa-Unternehmensspitze auf, Stellung zu beziehen.
Fluggäste sollen sich nicht an Weisungen gehalten haben
Der Vorfall hatte sich am vergangenen Mittwoch (4. Mai) in Frankfurt/Main ereignet. Vorangegangen sei die mehrfache Weigerung einiger Fluggäste auf dem Flug von New York nach Frankfurt, auch nach Aufforderung der Crew, Masken zum Schutz vor Ansteckung mit dem Coronavirus zu tragen, hat die Lufthansa am Freitag auf Anfrage erklärt.
Die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» schrieb unter Berufung auf einen Passagier der Lufthansa-Maschine aus New York, es seien alle Reisenden, die durch Hut und Schläfenlocken als Juden zu erkennen gewesen seien, von der weiteren Beförderung ausgeschlossen worden – und nicht gezielt die Passagiere, die sich falsch verhalten hätten.
Lufthansa bemüht sich um weitere Aufklärung
Im Lufthansa-Statement heisst es weiter, der Vorfall werde sehr ernst genommen und es werde weiter intensiv an der Aufklärung gearbeitet. «Ungeachtet davon bedauern wir, dass der grösseren Gruppe die Weiterreise nicht ermöglicht wurde, anstatt diese Entscheidung auf einzelne Personen zu beschränken.»
Hessens Antisemitismusbeauftragter teilte am Dienstagabend mit, offensichtlich sei alleine wegen ihres erkennbaren Glaubens eine ganze Gruppe von Menschen für etwas verantwortlich gemacht worden, das offensichtlich nur einzelne Reisende betraf. «Dies ist diskriminierend und keine Bagatelle und umso mehr sollte sich auch die Unternehmensspitze persönlich in der Verantwortung sehen, sich für diesen Vorfall zu entschuldigen, und klar und unmissverständlich Stellung beziehen», so Becker. Für Gespräche stehe er der Lufthansa gerne zur Verfügung. «So etwas darf sich nicht wiederholen», sagte der Antisemitismusbeauftragte.
Bist du oder ist jemand, den du kennst, von Antisemitismus betroffen?
Hier findest du Hilfe:
GRA, Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus
Jüdische Fürsorge, info@vsjf.ch
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
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