Lukaschenko-Schergen-ProzessSo entführte und ermordete Lukaschenkos Killerkommando
Der Belarusse Juri Garawski war 1999 als Mitglied der Spezialeinheit SOBR an der Entführung und der Tötung des ehemaligen Innenministers Juri Sacharenko beteiligt. So lief die Tat am Abend des 7. Mai damals ab.
Darum gehts
1999 entführte und tötete die Spezialeinheit SOBR den ehemaligen belarussischen Innenminister Juri Sacharenko.
Sacharenko hatte zuvor versucht, Lukaschenkos Diktatur zu verhindern.
Bei der Entführung dabei war auch Juri Garawski, der sich jetzt für seine Taten vor Gericht verantworten muss.
Garawski und die anderen Beteiligten erhielten damals 500 Dollar für die Tötung Sacharenkos.
Juri Garawski (45), ein Mitglied von Lukaschenkos Todesschwadron, steht am Dienstag vor Gericht in St. Gallen. Die Anklage gegen den Belarussen lautet: «Mehrfaches Verschwindenlassen». Doch was lief damals in Belarus genau ab?
Die Spezialeinheit SOBR, welcher Garawski angehörte, entstand 1998 aus der Einheit 3214 des Innenministeriums. Das offizielle Ziel von SOBR ist es, die organisierte Kriminalität zu bekämpfen.
Das prominenteste Opfer der Einheit, welches zuerst entführt und anschliessend ermordet wurde, war der ehemalige Innenminister von Belarus, Juri Sacharenko. Von Juli 1994 bis Oktober 1995 war er unter Lukaschenko als Innenminister im Amt. Doch als der belarussische Präsident damit begann, seine Macht immer weiter auszuweiten, versuchte Sacharenko, eine Diktatur zu verhindern. Als er daraufhin sein Amt verlor, schloss er sich der Opposition an.
Gefesselt und mit einer Haube auf dem Kopf transportiert
Am Abend des 7. Mai 1999 gab der Kommandant der Spezialeinheit seinen Leuten den Auftrag, Sacharenko festzunehmen. Daraufhin machten sich acht Männer, darunter auch Juri Garawski, in zwei Autos, einem roten BMW und einem dunklen Opel Omega, auf den Weg zu dessen Wohnung in Minsk. Garawski und ein weiterer Mann entdeckten Sacharenko und folgten ihm. Zwei andere Männer der Gruppe gingen auf den ehemaligen Innenminister zu, zeigten ihre Ausweise und baten ihn, im Auto Platz zu nehmen.
Garawski und einer der Männer fesselten Sacharenko und zwangen ihn in den Opel Omega. Dort zogen sie ihm eine Haube über das Gesicht und drückten seinen Kopf zwischen die Vordersitze. Mit dem Auto fuhren sie zu einem Ausbildungszentrum im Nordwesten von Minsk in Wolowschtschina. Keiner der Männer sprach während dieser Fahrt, bis auf Sacharenko: «Machen Sie es so, dass ich keinen Schmerz spüre.»
Beteiligte erhielten 500 Dollar
Beim Schiessplatz des Ausbildungszentrums musste sich Sacharenko nach unten auf den Boden legen. Der Kommandant der Spezialeinheit forderte Garawski auf, eine Pistole mit Schalldämpfer aus dem BMW zu holen, was dieser dann auch tat. Der Kommandant nahm die Waffe und feuerte Sacharenko von hinten zweimal in die Herzgegend.
Die Männer überprüften, ob dieser auch wirklich tot war, und luden dessen Leiche in den Kofferraum des BMWs. Anschliessend fuhren sie weiter Richtung Krematorium am Minsker Nordfriedhof. Etwa drei Wochen später erhielten alle an der Aktion Beteiligten 500 Dollar in bar.
Sacharenkos Tod nie offiziell bestätigt
So soll die Tat gemäss den Schilderungen von Garawski geschehen sein. Er sagt, dass er vor der Entführung nicht gewusst habe, dass Sacharenko getötet werden sollte. Nach dessen Tod sei ihm und den anderen Beteiligten aber klar gewesen, dass von der Entführung und Ermordung Sacharenkos kein Wort nach aussen dringen durfte. Sacharenko gilt seit diesem 7. Mai 1999 als verschwunden. Sein Tod wurde bisher nie offiziell bestätigt.
Neben dem ehemaligen Innenminister soll Garawski in seiner Tätigkeit für die Sondereinheit SOBR für das «Verschwindenlassen» von zwei weiteren Oppositionspolitikern verantwortlich sein.
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