Street-View-Car auf Abwegen: Luzern büsst Google

Aktualisiert

Street-View-Car auf AbwegenLuzern büsst Google

Die 360-Grad-Bilder von Street View beweisen: Das Google-Auto verstösst gegen die Verkehrsregeln. Trotz Rundum-Sicht und klaren Beweisen wurde bisher Google nicht gebüsst: «Zu aufwendig», hiess es bei der Polizei - bisher. Jetzt handelt Luzern: Dort wurde ein Fahrer zur Kasse gebeten.

Amir Mustedanagic
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Amir Mustedanagic

Sie ignorieren das Fahrverbot, fahren in der falschen Richtung durch die Einbahn oder überholen auf der Busspur – die Besatzung des Google-Autos nahm es mit den Verkehrsregeln nicht immer so genau. Die Beweise für die Verkehrssünden lieferte es gleich selbst: die 360-Grad-Aufnahmen (siehe Bildstrecke). Trotz der klaren Beweise wurden die Polizeikorps aber nicht aktiv: Die Bilder reichten für eine Anzeige nicht und der Aufwand sei zu gross, hiess es unisono in Zürich, Bern und Winterthur (20 Minuten Online berichtete). Nun beweist Luzern das Gegenteil.

Für den Ausflug auf den Busstreifen verdonnerte das Amtsstatthalteramt Luzern einen Google-Fahrer zu 60 Franken Busse und einem Unkostenbeitrag von 70 Franken, wie Recherchen von 20 Minuten Online zeigen. «Das war gar kein Problem», sagt Simon Kopp, Sprecher der Luzerner Strafuntersuchungsbehörde. Ein kurzes Telefon an Google und die Angelegenheit sei für die Untersuchungsbehörde schon fast erledigt gewesen. «Google hat den Fahrer eruiert und uns mitgeteilt», so Kopp weiter. Der Fahrer habe die Busse akzeptiert und das Urteil sei bereits rechtsgültig. Von «unverhätlnismässigem Aufwand» oder «dürftigen Angaben» keine Rede: «Google weiss ganz genau, wer, wo, wie unterwegs ist und hat diskussionslos mit uns zusammengearbeitet.»

«Aufwand und Ertrag stimmen einfach nicht»

Die Kooperation von Google ändert am Vorgehen der Polizeikorps allerdings nichts: «Wir verfolgen aufgrund der Bilder weiterhin niemanden», so Stefan von Below, Sprecher der Kantonspolizei Bern. Der Aufwand, einer solchen Verkehrsübertretung nachzugehen, sei nach wie vor unverhältnismässig.

Die Stadtpolizei Zürich hat den Erfolg der Luzerner Kollegen zur Kenntnis genommen; ob man das eigene Vorgehen aufgrund dieser Erkenntnisse anpasse, sei noch offen, so Sprecher Bruno Stucki gegenüber 20 Minuten Online. Bisher ging auch die Stadtpolizei Zürich den Übertretungen von Google nur nach, wenn mehr als nur ein Bild als Grundlage vorlag.

Google war bisher nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

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