MDMA, Amphetamin, Kokain und Co. : Luzerner Drug Checking verdoppelt seine Kapazität

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Luzerner Drogenkontrolle«Die gefundenen MDMA-Tabletten hätten tödlich sein können»

Ab sofort können Konsumierende jeden Montagabend Drogen im Drug Checking Dilu testen lassen. Ausgebaut werden soll auch das mobile Checking an Partys oder Festivals.

von
Daniela Gigor
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Weil man nicht weiss, was die Drogen auf dem Schwarzmarkt enthalten, ist das Testen beim Drug Checking umso wichtiger. 

Weil man nicht weiss, was die Drogen auf dem Schwarzmarkt enthalten, ist das Testen beim Drug Checking umso wichtiger. 

Dilu 
Das Dilu bietet Informationen rund um psychoaktive Substanzen sowie Beratung und ein stationäres Drug Checking an. Dabei können gekaufte Drogen abgegeben werden, welche dann getestet werden.

Das Dilu bietet Informationen rund um psychoaktive Substanzen sowie Beratung und ein stationäres Drug Checking an. Dabei können gekaufte Drogen abgegeben werden, welche dann getestet werden.

Dilu 
Die Drogen, welche beim Dilu abgegeben werden, werden in einem Labor getestet und drei Tage später erhalten Konsumenten das Resultat. 

Die Drogen, welche beim Dilu abgegeben werden, werden in einem Labor getestet und drei Tage später erhalten Konsumenten das Resultat. 

Dilu 

Darum gehts

  • Damit Drogenkonsumenten wissen, welche Risiken sie eingehen und diese besser abschätzen können, hat der Verein Kirchliche Gassenarbeit ein Projekt lanciert, bei dem Drogen getestet werden können. 

  • Die Nachfrage ist gross und darum wird das Angebot ausgebaut. 

  • Neu können jeden Montagabend Drogen für Tests abgegeben werden. 

  • Geplant ist auch, dass in Luzern mobile Tests ausgebaut werden sollen.  

Wer an einer Party oder an einem Festival Drogen wie etwa MDMA, Amphetamine, Kokain oder andere psychoaktive Substanzen konsumieren will, kann diese vorgängig auf ihre Zusammensetzung untersuchen lassen. Dies, damit Konsumierende auch wissen, welche Risiken sie eingehen und diese besser abschätzen können. Der Verein Kirchliche Gassenarbeit startete das Pilotprojekt im September 2020. Per Januar wurde das Angebot der Drogeninformation Luzern (Dilu) nun verdoppelt. 

Neu kann der Stoff jeden Montag dem Drug Checking Service unterzogen werden, wie der Verein am Mittwoch mitteilte. Das Drug Checking umfasst jeweils eine chemische Analyse der Substanz. Die Testergebnisse werden drei Tage nach der Abgabe der Probe telefonisch übermittelt. Zum Service gehört ausserdem eine Beratung, die dazu beitragen soll, jeweils individuell das Konsumverhalten zu reflektieren und die Kompetenzen rund um den Konsum zu stärken.

«Etwa zweimal wurden Substanzen abgegeben, die so hochpotent waren, dass sie hätten tödlich sein können, wenn die ganze Tablette geschluckt worden wäre»

Olivia Allemann, Leiterin Dilu Ambulant und Mobil

Bisher konnten pro Check jeweils fünf Personen ihre Drogen anonym und kostenlos testen lassen. «Die Tests der Substanzen kosteten bisher jeweils 150 Franken. Weil wir nun mit dem Labor ein neues Arrangement vereinbaren konnten, werden die einzelnen Tests günstiger und wir erhalten ausserdem mehr Geld von der öffentlichen Hand, namentlich dem Zweckverband institutioneller Sozialhilfe und Gesundheitsförderung», sagt Olivia Allemann, Leiterin Dilu Ambulant und Mobil auf Anfrage. Sorgen bereitet dem Dilu nach wie vor die chemische Droge MDMA, «weil diese regelmässig hoch dosiert werden und die Tests ans Tageslicht bringen, dass die Tabletten oder Pulver gesundheitsgefährdend oder sogar lebensgefährlich sein könnten.»

«Etwa zweimal wurden Substanzen abgegeben, die so hochpotent waren, dass sie hätten tödlich sein können, wenn die ganze Tablette geschluckt worden wäre», so Allemann weiter. Auf der Webseite werden die gefährlichen Produkte, welche in der Schweiz getestet wurden, mit Bildern veröffentlicht und auch mit Infos ergänzt. Sorgen bereitet dem Verein auch der zunehmende Konsum von Medikamenten, die vielfach von ganz jungen Menschen geschluckt werden. Allemann: «Diese finden sie etwa zu Hause im Medikamentenschrank und die Pillen werden oft mit Alkohol gemischt konsumiert. Für dieses Problem versuchen wir, Lösungen zu finden.» 

Hast du oder hat jemand, den du kennst, ein Problem mit illegalen Drogen?

Hier findest du Hilfe:

Sucht Schweiz, Tel. 0800 104 104

Safezone.ch, anonyme Onlineberatung bei Suchtfragen

Feel-ok, Informationen für Jugendliche

Infodrog, Information und Substanzwarnungen

Geplant ist weiter, das mobile Angebot auszubauen. Im vergangenen Sommer war das mobile Labor etwa bei einem Festival in Werthenstein vor Ort. Neu soll es auch ein- bis zweimal pro Jahr Besuchern von Luzerner Clubs zur Verfügung gestellt werden. Der Verein stellt sich etwa vor, dass das Labor dezentral gestellt werden könnte. Dort würden die Substanzen vor Ort getestet und die Konsumenten beraten, bevor sie die Clubs ihrer Wahl besuchen. Gekauft werden die Drogen etwa über Bekannte, im Darknet oder auch über Social Media.  

Die Arbeit von Dilu geht ins Geld: Für 2023 wird mit Kosten von etwa 115’000 Franken gerechnet. Dennoch sieht Allemann eine positive Entwicklung, weil die Nachfrage nach den Tests so gross ist, dass die Pilotphase abgeschlossen ist und das Angebot ausgebaut wird. Sie sagt: «Es ist gut, wenn sich die Leute mit den Stoffen auseinandersetzen und sich des Risikos in den Beratungsgesprächen bewusst werden.» Die Konsumenten könnten auch nicht einem bestimmten Typ zugeordnet werden. Viele leben ganz normal, gehen ihrer Arbeit nach und haben Familie. Aber ausnahmsweise wollen auch sie einmal aus ihrem Alltag ausbrechen und es krachen lassen.

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