MH370-Reportage: Luzerner Fotograf gewinnt Deutschen Reporterpreis

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MH370-ReportageLuzerner Fotograf gewinnt Deutschen Reporterpreis

In einer Webreportage hat Fabian Biasio den verschollenen Flug MH370 untersucht. Dafür hat der Luzerner in Deutschland einen Preis gewonnen.

von
gwa

«Das ist eine tolle Belohnung für die harte Arbeit. Ich freue mich wirklich sehr über die Anerkennung», sagt Multimedia-Journalist Fabian Biasio. Mit seiner Webreportage «Good Night, Malaysian 370» zum verschollenen Flug MH370 der Malaysia Airlines hat der Luzerner den Deutschen Reporterpreis 2015 in der Kategorie Webreportage gewonnen.

Das spurlose Verschwinden der Maschine liess Biasio nicht mehr los: «Das ist ein spezieller Fall. Dass eine Boeing 777 einfach so verschwindet und nirgends mehr aufzufinden ist, ist heute einfach absolut unglaublich», sagt er. Der Luzerner ist langjähriger Aviatik-Fan: Biasio wollte als kleiner Junge Pilot werden – obwohl er selbst Flugangst hat. Im Frühsommer 2014 begann er mit den Vorarbeiten. Ende September reiste er zu Aufnahmezwecken für zehn Tage nach Malaysia. Finanziert hat er die Reise selbst. Bei der Fertigstellung der Reportage hatte er jedoch Unterstützung: Hinter der Webumsetzung steht ein Team von rund einem Dutzend Personen.

Schwierige Suche nach Protagonisten

Protagonistin der Reportage ist die US-Amerikanerin Sarah Bajc. Ihr Lebenspartner Philip Wood war einer der Passagiere, die am 7. März 2014 am Kuala Lumpur International Airport das Flugzeug MH370 nach Peking bestiegen. Mit ihm zusammen wollte sie in Kuala Lumpur ein neues Leben beginnen. Am Ziel angekommen ist die Maschine nie – der Flug ist verschollen, die 227 Passagiere und die 12 Besatzungsmitglieder sind offiziell für tot erklärt. Mit Protagonistin Bajc zusammen versucht Biasio in der Reportage, der Lösung des Rätsels näherzukommen.

Auf Bajc gestossen ist der Multimediajournalist in Berichten zum Flugdrama. Er hatte verschiedene Angehörige von Opfern kontaktiert – ohne Erfolg. «Mir war klar, dass das nicht einfach ist. Die Reportage baut schliesslich auf dem Leid anderer Person auf», sagt er. Bei einem solch delikaten Thema sei es nur verständlich, dass er bei vielen Angehörigen nicht auf offene Ohren stiess. Bajc jedoch erklärte sich bereit, mit Biasio zusammenzuarbeiten.

«Nichtwissen ist eine schier unerträgliche Belastung»

Mit Kamera und Mikrofon taucht Biasio in die Gefühlswelt ein, die Bajc am Tag des Verschwindens und in den Wochen danach erlebte. «Für die Angehörigen der Opfer und für die Experten der Flugunfalluntersuchungs-Organe sowie für die gesamte internationale Luftfahrt ist das Nichtwissen, was sich an Bord von MH370 zugetragen hat, eine schier unerträgliche Belastung», heisst es in der Reportage.

Bajc zweifelt an den Aussagen und Ergebnissen der offiziellen Untersuchungsstelle. Noch immer gibt es nur Theorien und keine abschliessende Antwort darauf, was mit der Maschine genau passiert ist. Für diese Chronik der Ungewissheit hat Biasio auch mit dem Leiter des Untersuchungsdienstes der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle in Payerne, Daniel Knecht, gesprochen. Mehrere Theorien zum Hergang des Unglücks werden in der Reportage thematisiert.

Trauerfeier für Lebenspartner

Geklärt ist der Fall noch nicht – möglicherweise wird es nie eine Antwort geben. Sarah Bajc hofft trotzdem, ihren Philip wiederzufinden: «Es ist mir klar, dass die Wahrscheinlichkeit, dass sie noch am Leben sind, nicht sehr gross ist. Aber ich habe immer noch Hoffnung, dass sie es sind», sagt sie in der Reportage. In einer Trauerfeier, die laut Biasio bald stattfinden soll, wird sie nun viele Monate nach dem Unglück aber dennoch Abschied nehmen von ihrem Lebenspartner.

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