Kahramanmaras «Mach Fotos von meinem Kind» – die Geschichte hinter der tragischen Aufnahme
Der AFP-Fotograf Adem Altan bemerkt nach dem Erdbeben in Kahramanmaras einen Mann in den Trümmern. Dann schiesst er ein Bild, das um die Welt gehen wird. Hier erzählt er die Geschichte dahinter.
Darum gehts
Adem Altan arbeitet seit Jahrzehnten als Fotograf für die Nachrichtenagentur AFP.
In der Kahramanmaras trifft er den Mann, der die Hand seiner verschütteten, toten Tochter hält.
Das Foto geht um die Welt.
Altan erzählt von der Begegnung mit dem Vater, die auch den erfahrenen Fotografen erschütterte.
In der türkischen Stadt Kahramanmaras, einen Tag nach dem verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet: Noch ist kein Rettungsteam in die nahe des Epizentrums gelegene Stadt eingetroffen. Die Menschen graben mit den Händen nach Verschütteten, lauschen nach Stimmen unter den Trümmern.
Der Mann, der vor einem der eingestürzten Häuser sass, fiel ihm wegen der orangefarbenen Warnjacke auf. «Als ich näher hinsah, sah ich, dass er eine Hand hielt», berichtet AFP-Fotograf Adem Altan. Diese habe, auf eine Matratze gebettet, aus dem Schutt hervorgeragt. Der Rest war unter riesigen Betonplatten begraben.
«Mach Fotos von meinem Kind»
Atlan beginnt den Mann aus der Distanz zu fotografieren. Der bemerkt ihn und ruft: «Mach Fotos von meinem Kind». So erfährt der Fotograf, dass der Mann Mesut Hancer heisst.
Er habe nach dem Namen seines Kindes gefragt: «Meine Tochter, Irmak», habe Hancer gesagt. Die 15-Jährige war im Morgengrauen in ihrem Bett verschüttet worden. Nur mit Mühe habe er den Mann nach den wichtigsten Informationen fragen können: Der Mann habe kaum sprechen können. Zudem «verlangten Nachbarn Ruhe, damit sie die Stimmen der Überlebenden unter den Trümmern hören konnten.»
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Altan arbeitet seit 40 Jahren als Fotograf bei der Nachrichtenagentur AFP. Die Szene aus Kahramanmaras ging ihm unter die Haut. «Es fiel mir schwer, nicht zu weinen, als ich die Fotos machte». Immer wieder habe er sich gesagt: «Mein Gott, was für ein unerträglicher Schmerz.»
Sinnbildlicher Verlust
Weltweit nahmen Medien Altans Fotos des trauernden Vaters auf, online wurde es Hunderttausende Male geteilt. «Der Vater wollte, dass die Welt seinen Verlust sieht, und das tut sie», sagt Altan dem «Guardian».
Für ihn stehen die Szene und seine Fotos sinnbildlich für das Leid aller Opfer in der Türkei und in Syrien – daran hat er schon gedacht, als er die Aufnahmen machte.
«Nachdem ich die Fotos gemacht hatte, wartete ich noch eine Weile. Ich dachte, dass jemand kommen und das Mädchen wegbringen würde. Doch leider kam niemand», erinnert sich Altan. Am nächsten Tag waren sowohl Vater als auch Tochter verschwunden.
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