Machtkampf: Beim Schweizer Tierschutz kommts zum Showdown

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Machtkampf«Ruch muss weg» – beim Schweizer Tierschutz kommts zum Showdown

SP-Nationalrätin Martina Munz, die beim Schweizer Tierschutz aus dem Vorstand geworfen worden ist, fordert den Rücktritt von Präsidentin Nicole Ruch. Am 4. November entscheiden die Delegierten. 

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Die Präsidentin des Schweizer Tierschutzes (STS), Nicole Ruch, steht in der Kritik. 

Die Präsidentin des Schweizer Tierschutzes (STS), Nicole Ruch, steht in der Kritik. 

Schweizer Tierschutz STS
SP-Nationalrätin Martina Munz wurde aus dem Vorstand geworfen. Jetzt hat sie die Kritik an die Öffentlichkeit getragen und fordert Ruchs Rücktritt. 

SP-Nationalrätin Martina Munz wurde aus dem Vorstand geworfen. Jetzt hat sie die Kritik an die Öffentlichkeit getragen und fordert Ruchs Rücktritt. 

20min/Matthias Spicher 
Am 4. November dürfte es an der Delegiertenversammlung zum Showdown kommen. 

Am 4. November dürfte es an der Delegiertenversammlung zum Showdown kommen. 

Schweizer Tierschutz STS

Darum gehts

  • Der Schweizer Tierschutz schreibt nach internen Querelen Negativschlagzeilen. 

  • SP-Nationalrätin Martina Munz wurde aus dem Vorstand geworfen und erhebt schwere Vorwürfe gegen Präsidentin Nicole Ruch.  

  • Für Munz ist klar: Ruch muss gehen. 

  • Am 4. November entscheidet die Delegiertenversammlung, wie es weitergeht. 

  • Dass der heutige STS intransparent ist, kritisiert auch die Zertifizierungsstelle Zewo. 

Beim Schweizer Tierschutz (STS) kommt es am 4. November zum Showdown: Dann muss die Delegiertenversammlung entscheiden, ob STS-Präsidentin Nicole Ruch im Amt bleibt. Hintergrund sind heftige Vorwürfe gegen Ruch, die von den zwei geschassten Vorstandsmitgliedern Martina Munz und Michel Roux erhoben werden.

Munz, die auch für die SP im Nationalrat sitzt, sagt gegenüber 20 Minuten: «Ich bin mir bewusst, dass mit dem Eklat auch ein womöglich massiver Reputationsschaden des STS einhergeht. Wir haben alles dafür getan, die Probleme intern zu regeln, um zu vermeiden, dass das Vertrauen in den STS verschwindet. Doch das hat nicht geklappt.»

Munz fordert: Ruch muss weg

«Eine spendenbasierte Nonprofit-Organisation in der Grösse des Schweizer Tierschutzes muss sich über korrekte Rechnungslegung ausweisen können. Zwielichtige Finanzgeschäfte sind nicht tolerierbar», sagt Munz. «Jetzt können wir keine Verantwortung mehr übernehmen für eine Organisation, die sich allen Regeln der Good Practice widersetzt.»

Nach dem Rauswurf aus dem Vorstand sei Munz und Roux nichts anderes übrig geblieben, als die Sache an die Öffentlichkeit zu tragen, um zu garantieren, dass die Gelder im Sinne der Spenderinnen und Spender eingesetzt werden.

Spendest du einer Tierschutz-Organisation? 

Für Munz steht fest: «Der STS kann nicht weitergeführt werden mit Nicole Ruch als Präsidentin – sie muss weg.» Eineinhalb Jahre hätten sie probiert, Ruch zu einer transparenten Rechnungslegung zu bewegen und in Richtung Zewo-Zertifizierung zu gehen. «Aber sie will am Vertuschungs-Kurs festhalten», so die SP-Nationalrätin.

Nun stünden die Delegierten in der Verantwortung. «Es wird zu Austritten von Sektionen kommen und damit zu einer Spaltung des Tierschutzes. Dadurch würde er an Schlagkraft verlieren. Das wäre schade.»

«Grosse Intransparenz» ist auch Zertifizierungsstelle aufgefallen

Kritik am STS gibt es auch von der Stiftung Zewo, die NGOs überprüft und zertifiziert, um den Spenderinnen und Spendern garantieren zu können, dass ihr Geld in guten Händen ist. «Wir hatten auch schon Anfragen zum STS und uns ist die grosse Intransparenz aufgefallen. Es gibt kaum Angaben zu den Finanzen auf der Homepage und auch eine revidierte Jahresrechnung findet sich nirgends. Das ist für Spenderinnen und Spender ein Warnzeichen und auf jeden Fall nicht vertrauensfördernd», sagt Zewo-Geschäftsleiterin Martina Ziegerer.

Zu den Vorwürfen sagt Ziegerer: «Dass es in einem Verein zu unterschiedlichen Auffassungen kommt, ist ein Stück weit normal.» Wenn aber massive Vorwürfe im Raum stünden und die Konflikte in der Öffentlichkeit ausgetragen würden, sei dies für das Vertrauen der Spenderinnen und Spender nicht förderlich. Wichtig sei, dass jetzt Transparenz geschaffen und sämtliche Vorwürfe geklärt würden. «Es braucht jetzt Massnahmen, um das Vertrauen wiederherzustellen.»

Präsidentin hüllt sich in Schweigen

Von einer Zewo-Zertifizierung sei der Verband allerdings noch weit entfernt: «Wenn dieser Weg eingeschlagen werden soll, müssten punkto Transparenz, Rechnungslegung und damit auch der Corporate Governance noch grosse Fortschritte erzielt werden. Der Wille dazu müsste aber vom STS aus kommen.»

Ruch selber bestritt in den Medien die Vorwürfe. «Ich führe vernünftig, partizipativ, zukunftsorientiert und kollegial», sagte sie im «SonntagsBlick». Gegenüber 20 Minuten will Ruch zu den Vorwürfen nicht weiter Stellung nehmen.

Abwahl, Rücktritt oder weiter wie bisher? 

Die Abwahl des Präsidenten oder der Präsidentin ist bei Vereinen im Normalfall Sache der Vereinsversammlung – im Falle des Schweizerischen Tierschutzes ist es die Delegiertenversammlung. Diese kann Vorstandsmitglieder wählen und auch wieder abberufen, erklärt Dominique Jakob, Professor für Privatrecht an der Universität Zürich. «Ein Vereinspräsident oder eine Vereinspräsidentin hat zudem die Möglichkeit, selbst zurückzutreten oder die Amtszeit, die in den Statuten festgelegt wird, auszusitzen», so Jakob.

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